Fundstücke des Monats
Fundstück für den Monat November: Bartpflege im Frühmittelalter
Die Funktion dieses etwa 7 cm langen Objekts dürfte schnell klar sein, denn derartige Geräte kennen wir heute noch sehr gut. Es handelt sich um eine Pinzette. Die Wangen und das obere Ende sind ein wenig anders gestaltet als man es heute kennt. Das gute Stück ist 1400 Jahre alt und wurde in einem Männergrab der Zeit um 600 n. Chr. im bajuwarischen Friedhof Aschheim-Bajuwarenring gefunden. Es ist ein sehr feines Objekt: Die Kanten der breiten und immer noch exakt zueinander schließenden Wangen besitzen eine geschwungene Form und in der Fortsetzung nach oben eine feine Gliederung durch regelmäßige Kerbschnittpärchen. Das obere Ende ist mit einer Öse versehen, durch die ein Bronzedraht gezogen wurde, mit dessen Hilfe das edle Gerät befestigt werden konnte.
Pinzetten werden im frühen Mittelalter fast ausschließlich in Gräbern jugendlicher oder erwachsener Männer gefunden und dort zumeist sorgfältig in einer Tasche verwahrt. Forscher vermuten einen Zusammenhang der Pinzetten mit der Bartpflege oder dem Entfernen anderer, ungewollter Gesichtshaare. Zumindest bestimmte Personengruppen legten offensichtlich Wert auf ein gepflegtes Äußeres, wie dieses Stück nahelegt.
Bisherige Fundstücke des Monats:
Dieser bronzene Armring stammt aus dem Grab einer keltischen Frau, die in der Zeit um etwa 300 bis 250 v. Chr. verstarb. Gemeinsam mit einer weiteren, erwachsenen Person und einem Kleinkind gehörte sie zu einer kleinen Grabgruppe, die im Bereich der Aschheimer Blombergstraße im Jahr 1997 ausgegraben wurde. Die Grabgruppe befand sich inmitten von Siedlungsbefunden sowohl der keltischen Zeit, wie auch der späten Bronzezeit (1200-800 v. chr.) und der Römischen Kaiserzeit (hier ca. 30-350 n. Chr.).
Der feine Ring lag um das rechte Handgelenk der Dame. Mit einem Innendurchmesser von nur 55 mm ist er sehr schmal und belegt, dass die Frau eher grazile Handgelenke besaß. Der Ring besitzt zeittypische Petschaftenden – so benannt, weil die Form an einen Petschaft-Stempel erinnert. Feine, gewinkelte Verzierungen bilden den Übergang zum unverzierten Ringkörper. Am linken Handgelenk trug die Dame einen weiteren, etwas unscheinbareren Ring und einen dritten, größeren um den rechten Oberarm sowie weitere an den Fußgelenken. Ringschmuck erfreute sich in der gesamten Eisenzeit großer Beliebtheit, wobei diese feinen Zierformen ein Charakteristikum keltischer Kunst sind. Es wundert nicht, dass sie heute an Jugendstil-Kunst erinnern, orientierte sich doch der Jugendstil auch an keltischer Kunst!
Bei diesem Fibelpaar handelt es sich um Gewandschließen, die Frauen im frühen Mittelalter verwendeten, um ihr Kleid oder auch ihren Umhang im Brustbereich sehr stilvoll befestigen zu können.
Diese beiden fanden sich im Grab einer Frau, die innerhalb der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts hier in Aschheim verstarb und auf dem Gräberfeld am heutigen Bajuwarenring beerdigt worden war.
Die Nadeln der Fibeln wurden damals nicht direkt in das Textil des Kleidungsstücks gestochen. Auf der Rückseite einer Fibel ist durch die Korrosion der eisernen Nadel noch ein Stück Textil erhalten geblieben. Hier zeigt sich, dass die Nadel durch Schlaufen gegriffen hat, die an der Kleidung angenäht waren. So saß die Fibel immer an der gleichen Stelle und riss keine Löcher in den Stoff.
Die Schauseite bildet je ein S-förmig geschlungenes Band, das aus rechteckigen roten Steinen – Almandinen – besteht. Die Enden dieses Bandes münden je in einen Vogelkopf, erkennbar an einem rundlichen Auge und dem hakenförmigen Schnabel. Bei diesem Typ sind die Felder zwischen Schnabel und S-Form nicht ausgeschnitten, sondern geschlossen und mit Kerbschnitt verziert.
Diese Form ist spannend, denn sie weißt neben dem süddeutschen Raum auch eine Verbreitung in Ungarn und in Norditalien auf. Möglicherweise hängt dieses Bild mit den Langobarden zusammen, die sowohl enge Verbindungen zu den Bajuwaren besaßen, wie auch – laut Schriftquelle – um 568 nach Norditalien übersiedelten.
Knochen und Zähne von Tieren wurden und werden nicht immer als Abfall nach dem Fleischkonsum angesehen. Aus Knochen kann man auch tolle Objekte herstellen, das Material ist sehr widerstandsfähig und lässt sich mannigfaltig bearbeiten. Zähne sind dabei ein wenig schwieriger, da der Zahnschmelz deutlich härter und etwas spröder ist als Knochenmaterial. Das hat die Menschen in der frühen Bronzezeit (ca. 2200-1600 v. Chr.) jedoch nicht bremsen können, auch aus Zähnen – besonderen Zähnen – Schmuck, Amulette und andere, nützliche Gegenstände herzustellen. Ein schönes Beispiel ist dieser Zahn eines Wildschweinebers. Er wurde halbiert, geschnitzt und dann rundlich geschliffen. Ohne Schleifpapier musste das mit viel Gefühl und Sorgfalt passieren, leicht konnte der Zahn brechen. Angefertigt hatte man eine etwa 9 cm lange, wunderbar gebogene Nadel, die Kleidung verschließen konnte und am dickeren Ende durchlocht war, um sie anbinden zu können. Die Nadel fand sich in der Verfüllung eines Brunnens, der 2011 im Bereich der KiTa an der Uttastraße ausgegraben wurde. Entweder half die Befestigung nicht und sie war beim Wasserholen aus der Kleidung gerutscht – oder aber sie geriet als Opfergabe beispielsweise für stetig sauberes Wasser in den Brunnenschacht. Schade, dass uns das niemand mehr erzählen kann.
Vermutlich war die Nadel nicht nur ihrer Form halber aus einem Wildschweinzahn hergestellt, sondern vielleicht auch, um die Kräfte dieses wilden, starken Tiers für sich nutzen zu können – symbolisch zumindest.
Er sieht aus wie eine übergroße Perle - dieser wunderbare Wirtel aus Millefioriglas. Er stammt aus dem Grab einer jungen Frau, die im Alter von 20-24 Jahren verstarb und im frühen 6. Jahrhundert in Aschheim, am heutigen Bajuwarenring beerdigt worden war. Bei den Ausgrabungen 1998 kam er wieder ans Tageslicht.
Der Wirtel ist durch seine etwas unregelmäßige Form, seinem Gewicht von 87,4 g und einem Durchmesser von 4,2 cm zu groß, zu schwer und zu unwuchtig um ihn als Spinnwirtel - also als Gewicht einer Spindel - zu nutzen. Zudem ist er viel zu empfindlich und war vermutlich auch zu wertvoll dazu.
Es handelt sich um einen Grundkörper aus Glas, auf den kleine, viereckige Glasplättchen mit spezifischen Mustern, richtig angeordnet, aufgeschmolzen wurden. Vorher müssen die Glasplättchen mit den Mustern vierblättriger gelber Blüten in grünem Glas und weiß-roter Ringe in blauem Glas aus Glasmasse hergestellt werden. Zusammengenommen eine Meisterarbeit, die nicht jeder Glasperlenmacher beherrschte. Dieser Wirtel stammt wohl auch gar nicht aus Süddeutschland, sondern viel eher aus Italien. Aufgrund der Blütenmuster nennt man es Millefioriglas - Glas aus tausend Blüten!
Der Wirtel wurde ursprünglich an einem Band, vielleicht aus Leder, getragen und diente wohl als Amulett, das die junge Frau vor Unheil bewahren sollte. Vielleicht half er zeitweilig, vor ihrem frühen Tod hat er sie allerdings nicht bewahrt.
Ursprünglich wohl aus dem byzantinischen Raum stammend, breitete sich die Mode der vielteiligen Gürtelgarnituren im 7. Jahrhundert auch nördlich der Alpen aus. Bei einem vielteiligen Gürtel handelt es sich um einen ledernen Riemen, der nicht nur eine Schnalle und eine Riemenzunge aus Metall besitzt, sondern zahlreiche Beschläge auf dem Ledergurt, von denen zur Zierde kleinere Riemen abgingen, die in kleinen Riemenzungen enden.
Einen solchen Gürtel der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts fand man bei Ausgrabungen im Jahr 1986 an der heutigen Saturnstraße in Aschheim. Das heißt, vom Leder war nicht mehr viel übrig, eigentlich fand man nur noch die Beschläge aus Eisen. Der Gürtel lag nicht in einem Grab, sondern vermutlich gut verpackt in der Verfüllung eines Grubenhauses. Von seiner Verpackung haben sich durch den Rost der eisernen Beschläge Reste unterschiedlich feinen Textils und Federn erhalten, die sich durch die braunen Auflagerungen erkennen lassen. Die Beschläge sind durch silberne Tauschierarbeiten verziert. Die Muster zeigen zeittypischen Tierstil – fast floral gewundene Tierkörper, die ineinander beißen. Eigentlich wunderschöne Stücke, nur leider hat der Zahn der Zeit und eine lange unsachgemäße Aufbewahrung das Eisen stark mitgenommen, weshalb die Beschläge nicht mehr alle in voller Pracht erhalten sind.
Am Rande der Einfahrt zum Partnerschaftshaus befand sich noch ein Brunnen im Boden, der im März 2024 ausgegraben wurde. Es handelte sich um einen Befund, der zu den Hofstrukturen des hohen Mittelalters, bzw. der Zeit des 11.-13. Jahrhunderts gehörte, die hier bei den Ausgrabungen im Jahr 2022 erstmals mitten in Aschheim nachgewiesen werden konnten.
Der Brunnen zeigte sich mit 3 m nicht sonderlich tief, dennoch konnten hier Holzreste des Brunnenkastens geborgen werden, deren Jahrringe ein genaueres Baudatum versprechen, aber noch nicht ausgewertet sind. Bisweilen zeigt uns lediglich die Keramik das Alter des Brunnens an. Und die hat es in sich: Denn im Brunnenschacht, kurz oberhalb der Brunnensohle fanden sich die Scherben von zwei nahezu kompletten Gefäßen und dieser Topf in Gänze. Diese weißgemagerte Ware mit dem auskragenden, leicht unterschnittenen Rand und dem bauchigen Körper ist bisher selten in den ländlichen Siedlungen Oberbayerns, aber typisch für die Stadtgründungsphase in München oder auch im Kloster Sandau am Lech vorkommend.
Gleich drei Töpfe dieser Art in einem Brunnen mit Holzerhaltung in einer ländlichen Siedlung – die Aschheim im 11.-13. Jahrhundert war – zu finden ist ein echter Glückstreffer! Und ein weiteres, spannendes Puzzlestück in der Geschichte unseres Ortes.
Diese zwei aus Knochen geschnittenen und gedrechselten Ringlein gehörten zu einem so genannten Paternoster, dem Vorgänger des heutigen Rosenkranzes. Sie fanden sich 2005 bei Grabungen südlich an der Kirche St. Peter und Paul in Aschheim. Ursprünglich mit weiteren Ringen an einem Band befestigt, dienten sie im Leben als Gebetskette – und im Tod als Grabbeigabe eines Mannes aus dem 13.-16. Jahrhundert.
Die Idee einer Zählschnur als Orientierung für einen bestimmten Gebetsturnus scheint gegen Ende des 12. Jahrhunderts aus den islamisch-arabischen Ländern in den Westen gelangt zu sein. Durch die Kreuzzüge kamen die Europäer mit orientalischen Sitten und Gebräuchen in Kontakt, wie auch mit der Gebetsschnur, die dort mindestens seit dem 8. Jahrhundert bekannt war. In Europa wurde mithilfe des Paternosters zunächst nur das „Vater unser“ – also das „Pater noster“ – gebetet, daher stammt sein alter Name. Erst nach und nach traten auch einige „Ave Maria“ als Zwischengebete hinzu.
Im späten 15. Jahrhundert verbreitete dann der Dominikanermönch Alanus de Rupe eine spätmittelalterliche Legende zur Herkunft der Gebetsschnur. Der heilige Dominikus bekam demnach zu Beginn des 13. Jahrhunderts von der Muttergottes einen Rosenkranz verliehen, der ihm indirekt zum Sieg über Glaubensabweichler verhalf. Diese Geschichte machte den Paternoster zu Zeiten der Gegenreformation im 16. Jahrhundert populär und verlieh ihm seinen neuen Namen – Rosenkranz.
Wie eine komplexe Blüte wirken die weißen Glasfäden mit bernsteinfarbenen Endknoten auf dem dunklen Untergrund dieses etwa 4 cm großen Glaswirtels. Diese Blütenzier findet sich auf beiden Seiten des konischen Glaskörpers und macht ihn besonders edel. Er stammt aus einem Frauengrab des 6. Jahrhunderts aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld am Bajuwarenring.
Bei einem solchen Wirtel handelt es sich – trotz gleichen Aussehens – nicht um einen Spinnwirtel, also das Schwunggewicht am Ende einer Spindel, das für gleichmäßige Rotation sorgt, sondern um ein Amulett. Als Spinnwirtel wäre er zu schwer und durch seine Ausführung in Glas vermutlich zu empfindlich.
Leider wissen wir nicht wofür solche Amulette standen, welche Gefahren sie abwehren sollten oder welches Glück anziehen. Gefunden werden sie ausschließlich in Frauen und Kindergräbern. Doch neben dem für uns nicht mehr erschließbaren inneren Wert, besaß dieser Wirtel sicher auch einen hohen monetären Wert. Denn es handelt sich um ein hervorragendes Handwerksstück, da bei der Herstellung Temperaturkontrolle und Koordination genau zusammenpassen müssen, damit der feine Glasfluss auf dem dickeren Körper in dieser Weise einschmelzen kann. Ein Meisterwerk zu sehen im AschheiMuseum.
Cave, canis, ne in testa iniret!
(Hüte dich, Hund, dass du nicht in die Ziegel steigst!)
Heute ist das lateinische Sprichwort „Cave canem“ (Hüte dich vor dem Hund) sehr bekannt. Die Römer könnten aber auch gelegentlich „Cave, canis!“ (Hüte dich, Hund!) gesagt haben. Denn es ist kein Einzelfall, dass Tiere, unter anderem auch Hunde, auf Baustellen in trocknende Ziegel getreten sind. Ein Fund aus Aschheim liefert ein Beispiel:
Gefunden wurde die römische Ziegel in der Villa Rustica am Aussiedlerhof in Aschheim. Genauer gesagt in einem Raum, der sich der ersten Phase zuordnen lässt, wodurch gefolgert werden kann, dass die Ziegel aus dem 1. Jahrhundert nach Christus stammt.
Die rote Ziegel weist deutlich eine Hundepfote, vermutlich eine Rechte, auf. Hierbei sind die Pfotenballen bis zu einem halben Zentimeter in den Lehm gedrückt, was tiefer ist als der Abdruck des Sohlenballens, das darauf hinweist, dass der Hund in einer andauernden Bewegung war.
Aus den Maßen von 4,5 cm in die Länge und 4 cm in die Breite wird gefolgert, dass es sich um einen mittelgroßen Hund von 40 bis 50 cm Schulterhöhe handelte. Durch die vermutete Größe und durch die Lage in der ruralen Region der Provinz Raetien, in der der Gegenstand gefunden worden war, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Ziegler in einer ländlichen Landschaft tätig war. Da das Objekt an 5 Seiten gebrochen ist, lässt sich nicht zeigen, ob das Tier mit anderen Pfoten ebenso in diesen noch weichen Ziegel gestiegen ist.
Man kann auch noch das Verfahren der Herstellung erkennen, indem die feinen Streifen, die in dem gebrannten Lehm mit einem Holzbrett zum Glattziehen vorhanden sind, betrachtet werden.
Im römischen Reich waren Hunde für die Jagd und den Schutz des Grundstücks wichtig. Dass sie trotzdem nicht nur nützlich, sondern auch nervig sein konnten, stützt dieses Beispiel.
(© Text und Bild Valentin Arand)
Bei diesem Stück handelt es sich um ein besonders schönes und gut erhaltenes Exemplar einer Granat- oder Almandinscheibenfibel des frühen Mittelalters. Sie stammt aus dem Grab einer Frau, die zwischen 35 und 50 Jahren alt war, als sie an uns heute unbekannter Ursache etwa in der Mitte des 6. Jahrhunderts verstarb. Sie wurde nicht auf dem großen Gräberfeld am Bajuwarenring beerdigt, sondern fand auf einem kleineren Gräberfeld, in der Nähe des heutigen Aschheimer Wasserturms, ihre letzte Ruhe.
Die Fibel besitzt ein mittiges Innenfeld aus vergoldetem Kupferblech, das Perldrahtauflagen imitiert. Um dieses Mittelfeld reihen sich besonders fein und regelmäßig geschliffene Almandine in größerer Anzahl, als bei den meisten anderen Aschheimer Almandinscheibenfibeln üblich. Lediglich ein Stein musste bei der Restaurierung ersetzt werden, da er den Kiesboden nicht überlebt hat. Platte und Fassungen sind aus vergoldetem Silber gefertigt und die Steine, wie üblich, sorgfältig über eine gewaffelte Goldfolie gesetzt. Letztere sorgt durch Reflexion für ein lebendiges Lichtspiel in den roten Steinen. Dieses Schmuckstück diente der Dame zum Verschluss eines warmen Überkleides oder Mantels, mit dem Sie beerdigt worden war. Solche Dinge mit ins Grab zu geben war in dieser Zeit üblich oder besser gesagt, gesellschaftlich notwendig. Mit der Zeit jedoch scheinen sie einen großen Reiz auf die Lebenden ausgeübt zu haben, so lässt sich feststellen, dass im Verlauf des 7. Jahrhunderts der Grabraub deutlich zunahm. Zum Glück für uns heute, blieben in Aschheim dennoch viele Gräber verschont.
Als sich im Jahr 1892 elf Aschheimer Bauern entschlossen gemeinsam eine Brennereigenossenschaft zu gründen, suchten sie ein entsprechendes Anwesen, auf dem sich ihr Vorhaben verwirklichen ließ. Sie wurden in dem zentral gelegenen Grundstück an der Hauptkreuzung fündig und errichteten hier die erste Aschheimer Brennerei (eine zweite folgte 1951 an der Sonnenstraße, diese steht heute nicht mehr). Das Foto zeigt das Gebäude mit seinem ursprünglichen Turm, der auch dazu diente, die Schläuche der Aschheimer Feuerwehr – deren Gebäude gegenüberlag – zu trocknen. Die Feuerwehr nutzte das Gebäude im Jahr 1931 für eine spektakuläre Löschübung im Rahmen des Kreisfeuerwehrtags, an dem auch das Foto entstand.
Im zweiten Weltkrieg installierte man auf dem Turm einen Flugscheinwerfer, weshalb der Turm und der nebenliegende Waldlhof einen Bombentreffer abbekamen. Nach dem Krieg wurde er daher zurückgebaut.
Mit dem Fall des Brandweinmonopols gab die Genossenschaft die Brennerei im Jahr 2011 auf. Nach Jahren der Zwischennutzung ist es ein Glücksfall, dass vor einiger Zeit eine Destillerie einziehen konnte, die jetzt hier Alkohol für den Genuss veredelt.
Die jüngere Vergangenheit in Bild und kurzem Text für jeden Monat lässt sich mit dem neuen Aschheim-Kalender 2024 für 5 € erwerben, erhältlich im Rathaus (Kasse), in der Bücherei und im AschheiMuseum. Der Erlös wird der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen gespendet!
Dieser ca. 10 cm hohe, nur teilweise erhaltene, Becher stammt aus einem Grab, das 2008 im Vorfeld des Baus der östlichen Umgehungsstraße von Aschheim gefunden wurde. Gemeinsam mit vier weiteren Gräbern, bildete es eine kleine Gruppe, wie es für das Ende der Jungsteinzeit (ca. 2600 – 2200 v. Chr.) ganz typisch ist. Der Becher stand etwas unterhalb der angewinkelten Beine des auf der linken Seite liegenden Toten.
Seine gebauchte Form mit geschwungener Wandung und weiter Öffnung – wie eine Glocke – gab dem Becher und einer ganzen Gruppe ihren Namen: Glockenbecher. Bei den Glockenbecherleuten handelt es sich entweder um eine Kulturgruppe, wie manche Forscher meinen, oder auch „nur“ um eine Gruppe, die einen bestimmten Bestattungsbrauch übte, ohne sich im Leben von den zeitgleichen Bewohnern der schnurkeramischen Gruppe zu unterscheiden. Wie dem auch sei, interessant ist, dass es Bestattungen mit solchen Bechern in nahezu ganz Europa, in Nordafrika und Südengland gibt, bevor die beginnende Bronzezeit dieses Phänomen ablöst. Alle Becher eint die großflächige Verzierung. Die Muster sind allerdings regional verschieden. Ganz typisch für die Münchner Schotterebene sind die Rauten- und Wellenmuster sowie die umlaufenden, kleinen Rechteckreihen, wie sie dieser Becher trägt. Besonders schön ist hier, das sich in der obersten Verzierungszone am Rand noch Reste roter Bemalung zeigen.
Nicht alle Funde aus den Gräbern des in den Jahren 1997/ 98 ausgegrabenen Bestattungsplatzes am heutigen Bajuwarenring können im AschheiMuseum gezeigt werden. Einige befinden sich im Depot. Darunter auch diese Perlenkette und die S-Fibel aus einem Kindergrab der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Das junge Mädchen verstarb im Alter von etwa 6 Monaten und wurde sorgsam beerdigt. Die kleine Perlenkette mit ein- und mehrfarbigen Glasperlen und einigen Bernsteinen dürfte ihr gehört haben und wohl getragen worden sein, die ca. 3,4 cm lange S-Fibel vermutlich eher nicht. Sie wäre einem Kind dieses Alters zu schwer und zu groß gewesen. Hierbei dürfte es sich um eine Beigabe für die Bestattung handeln, wohl um den Status dieses Mädchens zu belegen – sie gehörte zu der Personengruppe, die im Erwachsenenalter eigene Fibeln bekommen hätte. Die S-Fibel ist aus Bronze gefertigt und besitzt keine Steineinlagen, sondern lediglich Kerbschnitt- und Punzzier auf dem Fibelkörper. Ob diese einfachere Ausführung bedeutete, dass sich die Familie keine Silberfibeln leisten konnte oder dies aus anderen Gründen nicht wollte, wissen wir leider nicht.
Nach dem Prinzip einer Sicherheitsnadel funktionieren Fibeln (Gewandnadeln), die bereits am Ende der Bronzezeit (ab ca. 1200 v. Chr.) einfache Nadeln als Kleidungsverschluss ablösen.
Die hier gezeigte, ca. 15 cm lange, Fibel ist aus Eisendraht geschmiedet und besitzt die für ihre Zeit typische Spirale mit vier Windungen im vorderen Bereich (rechts), mit deren Hilfe die unten liegende Nadel ihre Spannung erhält. Diese Nadel sticht durch das Textil und wird in der hinten (links) sichtbaren Nut eingerastet. Am äußeren Ende der Nut ist der Eisendraht nach oben zum Bügel der Fibel gezogen und dort fixiert. Kurz vor dem Bügel und an der Fixierstelle schmücken zwei dicke Kugeln die Fibel. Kleine Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche lassen vermuten, dass sie ursprünglich Verzierungen aufwies, die leider nicht mehr erkennbar sind.
Gemeinsam mit einer zweiten, ähnlichen Fibel ohne Kugeln fand sich dieses Exemplar auf der Brust eines etwa Mannes, der zwischen 250 – 150 v. Chr. verstarb. Er wurde auf einer ausgesuchten Fläche, vermutlich innerhalb einer zeitgleichen Siedlung im heutigen Gewerbegebiet von Dornach, als Teil einer kleinen Grabgruppe beerdigt.
Die beiden Fibeln verschlossen vielleicht einen Mantel oder Überwurf des Toten oder vielleicht auch nur das Leichentuch, in dem der Mann eingehüllt wurde. Leider blieben keine Textilreste erhalten, die uns hierüber genauere Auskunft geben könnten.
Wer glaubt Upcycling sei eine neue Erfindung, irrt. Die Wiederverwendung alter Materialien für neue, andere und manchmal sogar „wertigere“ Produkte gab es immer wieder. Ein wunderbares Beispiel sind diese drei Spinnwirtel aus dem AschheiMuseum. Spinnwirtel nennt man das Gewicht an einer Handspindel das den Drall des händischen Schwungs aufnimmt und dafür sorgt, dass sich die Spindel dreht. Diese Drehung braucht man, um Fasern von Wolle oder Pflanzen zu einem Faden zu verdrillen, mit dem man dann später beispielsweise einen Stoff weben kann. Diese Gewichte konnten unten oder oben an der Spindel angebracht werden, je nachdem wie man es zu spinnen gewohnt war.
Diese drei Spinnwirtel stammen aus der frühmittelalterlichen Siedlung von Aschheim, genauer aus Grubenhäusern des 7. Jahrhunderts (im Hintergrund Beispiel einer Handspindel). Die zwei rottonigen sind aus römischen Ziegeln gearbeitet, die im Frühmittelalter bereits etwa dreihundert Jahre alt waren und die man vermutlich in den Ruinen oder Schutthaufen römischer Gebäude gefunden hat. Der schwarztonige Wirtel ist aus einer keltischen – mindestens 700 Jahre älteren – Tonscherbe gefertigt worden. Hier muss man vermuten, dass im Frühmittelalter wie heute, bei der Feldarbeit die Relikte der Vergangenheit aufgepflügt und bestimmte Objekte eben aufgehoben, umgearbeitet oder auch als Amulette wertgeschätzt wurden. Upcycling im besten Sinne also!
Diese etwa 10 cm lange Fibel (Gewandnadel) ist echte römische Handwerkskunst. Sie wurde in mehreren Teilen aus Bronze gegossen, mit einer Haltenadel in Scharnierkonstruktion versehen und zusammengesetzt. Am vorderen Ende sowie an den Abschlüssen der beiden Seitenarme sitzen jeweils kleine, zwiebelförmige Knöpfe, die diesem Typ den Namen „Zwiebelknopffibel“ einbrachten. Das flache Ende der Fibel dient rückseitig als Nadelrast, um die Spange geschlossen zu halten und vorderseitig als Zierfläche, die hier mit Kreisaugen und einem mittig durchlaufenden Zopfband besetzt ist. Derartige Fibeln stammen aus der Spätantike, genauer aus dem 4. bis frühen 5. Jahrhundert n.Chr. Sie wurden nicht von jedem getragen, sondern gehörten als Mantelverschluss zur Dienstkleidung von Beamten, Trägern öffentlicher Ämter oder Militärangehörigen.
Die Fibel entstammt einem Männergrab, das 2018 an der Radebergerstraße in Aschheim innerhalb einer kleinen Grabgruppe entdeckt wurde. Doch irgendetwas scheint den Nachkommen an diesem Mann nicht gepasst zu haben – wohl nach seinem Tod war er geköpft und sein Schädel auf seinen Bauch gelegt worden. Über den Sarg deponierte man einen toten Fuchs. Was der Grund für diese Totenbehandlung war und ob sein - durch die Fibel ersichtliches - ehemaliges Amt damit etwas zu tun hatte, bleibt für uns heute leider ein Rätsel.
Was der Frau die Fibeln waren, das war dem Mann im 6. und 7. Jahrhundert der Gürtel – ein nützliches Kleidungsobjekt, das gleichzeitig eine schmückende Funktion besaß. Durch die Auswahl des Materials, der Bearbeitung und der Verzierung konnte der Mann seinen Ledergurt und seine Gürtelbeschläge einfach oder auch sehr kunstvoll gestaltet wählen. Während der Ledergurt leider meist nicht mehr erhalten ist, zeigen die metallenen Beschläge, dass es neben der finanziellen und gesellschaftlichen Potenz eines Trägers auch auf die jeweilige Gürtelmode ankam – denn die änderte sich. In der Zeit um 600 n. Chr., aus der diese Gürtelbeschläge stammen, versah man den Lederriemen mit einem Beschlag, in dem die Schnalle verankert war und einem Gegenbeschlag, der gegenüber dem präferierten Verschlussriemen saß. Später ergänzte man oft noch einen dritten, am Rücken befestigten Aufsatz.
Die Beschläge sind aus Eisen geschmiedet und mit jeweils drei Nieten aus Buntmetall am Gürtel befestigt gewesen. Die Nieten besaßen ursprünglich halbrunde Buckel, von denen nur noch zwei erhalten sind. Fixiert wurde der Gürtel durch ein Lederriemchen, das den Schnallendorn umfasste, nicht durch ein Loch im Gurt, daher glitt der Gürtel hinter dem Schnallenbeschlag hindurch. Auf dem Eisen haben sich durch die Korrosion Textilreste der knielangen Toga des Mannes erhalten, die aus einem dichten, leinwandbindigem Gewebe bestand.
Diese beiden S-Fibeln – heute würde man Broschen sagen – sind etwas eigenwillig gestaltet. Sie dienten einer im jungen Alter von 13-16 Jahren verstorbenen Frau zum Verschluss ihres Kleides auf Brusthöhe. Aus Silber gefertigt, waren sie feuervergoldet und besaßen eine Randzier aus Niello, einer speziellen Verziertechnik, die hier kleine schwarze Einlagen hervorbringt. In ihrer Grundform abgerundet rechteckig besitzen die Fibeln S-förmig geschwungene Kanten, die in zwei Tierköpfe übergehen. Der restliche, durchaus füllige „Körper“ trägt eine Verzierung aus unverstanden umgesetzten Tierstil. Die Köpfe sind an den runden Fassungen zu erkennen, die ursprünglich je einen roten Granatstein trugen und in einem schnabelförmigen Fortsatz enden. Aufgrund ihrer Form nennt man diese Broschen S-Fibeln mit Vogelkopfenden.
Die junge Dame besaß weitere Grabbeigaben, die zeigen, dass sie zur gehobenen Gesellschaft der damaligen Zeit gehörte, als sie Mitte des 6. Jahrhunderts verstarb. Beerdigt wurde sie gemeinsam mit einer älteren Frau, die aufgrund genetischer Untersuchungen wohl ihre Mutter war. Beide sind sie an einer Krankheit gestorben, die um 541 n. Chr. im fernen Byzanz (heute Istanbul) ausbrach und aufgrund der regen Handelsbeziehungen mit diesem Raum auch bis nach Aschheim gelangte – an der Pest.
Diese kleine Miniaturtasse ist sehr sorgfältig von Hand aus Ton gefertigt und nur etwa 5 cm hoch. Sie stammt aus einer Grube, die im Jahr 2013 in der Trasse des Fahrradwegs entlang der Klausnerstraße in Aschheim gefunden wurde. Rund um die Grube lagen mehrere Pfostengruben von Häusern, die ebenso wie das Tässchen in die späte Bronzezeit (1200-800 v. Chr.) datieren.
Die Grube war nur noch etwa 20 cm tief, ca. 40 cm breit und mit flachen Steinen eingefasst. Sie zeigte sich komplett mit Scherben unterschiedlichster Gefäße aufgefüllt, darunter auch ein tönerner Löffel und – ganz am Rand gelegen – diese kleine, fast komplette Tasse. Derartige Gruben gibt es in der späten Bronzezeit immer wieder, doch weiß man nicht genau, wozu sie eigentlich dienten. Vielleicht zum Entsorgen von Müll oder auch als Kultgruben oder ein Ersatz für ein Grab? Auch der Zweck unseres Tässchens bleibt ein Rätsel. Möglicherweise handelte es sich um den Trinkbecher eines Kindes – oder um einen Becher für besondere Getränke, von denen man nur wenig trinken sollte. Soweit wir wissen, ist das Destillieren von Alkohol zu dieser Zeit allerdings noch nicht bekannt!
In der aktuellen Sonderausstellung des AschheiMuseum sind unter anderen die Schädel und Knochen dreier Männer des frühen Mittelalters (6.-8. Jahrhundert) zu sehen, die durch Schwerthiebe schwer bis tödlich verletzt worden sind. Ein solches Hiebschwert würde als mögliche Waffe eines solchen Kampfgeschehens in Frage kommen.
Während die zweischneidigen Schwerter – im frühen Mittelalter Spatha genannt – reine Kampfwaffen waren, konnte man die einschneidigen Hiebschwerter – Sax genannt – auch als Allzweckgerät im Sinne eines großen Messers verwenden. Gemeinsam mit Lanzen und Schilden gehörten beide Schwerttypen aber zum üblichen Waffenkanon des späteren 6. und des 7. Jahrhunderts. So sind diese auch in ausgesuchten Männergräbern des Bestattungsplatzes Aschheim- Bajuwarenring gefunden worden. Dieses Schwert ist hierbei etwas Besonderes: es besitzt eine Verzierung aus Tierstil- und Flechtwerkmustern auf beiden Seiten der Klinge. Die Tiere sind dabei in ihren Bewegungen ein Teil des Flechtwerks, das zur Schwertspitze hin in Form einer Schlange ausläuft. Die übrigen Tiere sind zoologisch schwer zu bestimmen. Zwei scheinen Rüssel zu besitzen, aber keine Ohren, in einem anderen meint man einen Hirsch zu erkennen, aber so sicher ist das nicht. Möglicherweise handelt es sich um Fantasiewesen, die einen uns unbekannten mythologischen Hintergrund besitzen und als Zeichen von Macht und Stärke auf dem Schwert angebracht waren. Es war Teil einer kompletten Waffenausrüstung, die einem Mann mit ins Grab gegeben wurde, der im frühen 7. Jahrhundert, im Alter zwischen 20 und 40 Jahren an einer für uns heute unbekannten Todesursache verstarb.
Bei dieser etwa 3 cm großen Fibel handelt es sich um ein ganz besonderes Stück. Über eine bronzene Grundplatte ist ein feines Goldblech gezogen, auf dem neben filigranen Mustern aus feinem Golddraht, sich fünf Fassungen finden. Drei Fassungen tragen noch grünliche Glaseinlagen. Die Anordnung dieser fünf Fassungen in Form eines Kreuzes gibt immer wieder zu Überlegungen Anlass, ob es sich hier bereits um ein Bekenntnis zum christlichen Glauben handeln könnte.
Die Fibel diente einer Dame dazu ihren Mantel oder ihr Überkleid zu verschließen, gleichzeitig war sie aber auch ein Schmuckstück in zentraler Lage auf der Brust. Sie fand sich in einem Frauengrab der Zeit zwischen 580 und 620 n. Chr. auf dem Gräberfeld Aschheim-Bajuwarenring. Außer der Kreuzzier weißt nichts in ihrem Grab oder in der Nähe ihres Grabes auf eine Beziehung der Dame zum christlichen Glauben hin – es würde aber auch nichts widersprechen. Berührung mit dem Christentum hatten die Aschheimer dieser Zeit sehr wohl, denn bereits um 600 n. Chr. wurde hier eine erste Kirche errichtet. Doch scheint diese Kirche ein Privileg einer bestimmten Familie oder Gruppe gewesen zu sein und sagt noch nichts über den Glauben der übrigen Dorfgemeinschaft aus. Gerade in dieser Übergangszeit ist es besonders schwierig die Symbole zu deuten – handelt es sich bei dem Kreuz auf der Fibel um den bewussten Ausdruck der Zugehörigkeit zum Christentum, trug die Dame dies unbewusst oder war hier gar kein christliches Kreuz gemeint? Wir wissen es nicht.
Bei diesem Schmuckstück handelt es sich um eine so genannte Scheibenfibel. Das ist eine Gewandspange, deren Verschluss nach dem Prinzip einer Sicherheitsnadel funktioniert, wobei dieser Verschluss unter einer großen, verzierten Platte versteckt ist. Wie bei einer heutigen Brosche. Diese Scheibenfibel fand sich 1998 in einem Frauengrab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts des frühmittelalterlichen Gräberfeldes am Aschheimer Bajuwarenring. Das Silber ihrer Platte war wohl etwas dünn und die Erde, in der sie 1600 Jahre lang lag hat ebenfalls an ihr gearbeitet – weshalb Sie nicht mehr ganz vollständig erhalten ist. Doch auf diese Weise sieht man ihr Konstruktionsprinzip sehr schön: Die Nadel ist auf einer silbernen Grundplatte befestigt, auf diese Platte hat der Goldschmied das Stegwerk aus Silber aufgelötet. So entstanden die kleinen Kammern für die Steine. Diese wurden zunächst mit einer Kittmasse aufgefüllt, darauf legte er eine dünne, strukturierte Goldfolie, auf die dann die roten Steine eingepasst wurden. Durch die Goldfolie darunter erhalten die roten Steine – Almandine aus Nordindien – ihr lebendiges Leuchten. Zu sehen im AschheiMuseum!
Mehr zur Archäologie in Aschheim und zu den Ereignissen im AschheiMuseum erfahren sie auf unserer Homepage: www.aschheimuseum.byseum.de
Unter „Aktuelles“ finden sie auch die aktuellen Jahresrückblicke für 2019.
Vor nicht ganz 100 Jahren wurde dieses Bild der Erdinger Landstraße aufgenommen, die von Süden kommend, durch Dornach führt. Links biegt heute die Rat-Kaffl-Straße ab. Damals war die Hauptstraße Dornachs noch ungeteert und die Rat-Kaffl-Straße ein Feldweg. Das Haus an ihrer Kreuzung beherbergte einen Kramerladen mit Tankstelle, die der Familie Bocker gehörte und daher „beim Bocker“ hieß. Man sieht die schwarze, hohe Zapfsäule. Autos waren allerdings Luxusgüter, die sich nur wenige leisten konnten, wie beispielsweise der damalige Bürgermeister Dornachs – eben jener Robert Kaffl, Ökonomierat, nach dem später die besagte Straße benannt wurde. Er leitete die Geschicke des Ortes von 1919 bis 1934 und musste daher die schmerzliche Eingemeindung des Dornacher Ortsteils Riem nach München im Jahr 1937 nicht mehr begleiten. Dies oblag seinem Nach-Nachfolger Johann Wieser. Dornach bestand damals aus zehn Höfen, drei Anwesen und der Kirche und folgte damit noch weitgehend der spätmittelalterlichen Ortsstruktur.
Seit dem Bau der Eisenbahn zwischen 1909-1911, die unweit Dornachs, bei Riem, einen Bahnhof besaß, entstand nach und nach ein Gewerbegebiet, das der damals noch eigenständigen Gemeinde Arbeitsplätze, Einnahmen und eine moderne Entwicklung bescherte.
Dieser Ring fand sich um den Unterarm einer oder eines Verstorbenen der Zeit um 320-250 v. Chr., als hier keltische Bevölkerung zu greifen ist. Das Grab war, wie zu dieser Zeit üblich, Teil einer kleinen Grabgruppe, die innerhalb der großen Dornacher Siedlung angelegt wurde. Leider ist nicht klar, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, Armringe trugen beide Geschlechter und die weiteren Beigaben – ein Fingerring und eine kleine Fibel (Gewandspange) – lassen auch keine klare Einordnung zu. Der Ring besitzt eine recht ungewöhnliche Form. Er ist vierkantig und mit 7-8 mm Seitenhöhe relativ klobig, zumal er aus massiver Bronze besteht. Auf den Schauseiten und an den Kanten trägt er Verzierungen aus Kreisgruppen, die mithilfe einer Metallpunze eingeschlagen wurden.
Mit einem Innendurchmesser von nur 6 cm könnte er zwar noch über das Handgelenk eines zierlichen Mannes passen, doch säße er dann wohl ziemlich eng. Er besteht aus einem Stück und ist nicht biegbar, zum Ablegen muss man ihn über die Hand streifen. Vielleicht handelte es sich also doch um das Schmuckstück einer Frau? Doch Vorsicht: die Kelten Süddeutschlands waren insgesamt zierlicher als wir heute.
Sichtbar! vom 18.11.2022 bis 18.2.2023 im Bereich Bestattung und Totenfürsorge in der Vitrine Kelten.
Lange Jahre hat die alte Sirene in Aschheim ihren Dienst getan. Nach dem Krieg, in den 1950er Jahren, war sie auf dem damaligen Rathaus angebracht, das sich über der Feuerwehr und dem Brennereikeller an der Aschheimer Hauptkreuzung befand. Als dieses Haus 1976 abgerissen wurde, wanderte die Sirene mit auf das Dach des neuen Rathauses in der alten Schule an der Ismaninger Straße 8.
Seit der Einführung der „stillen Alarmierung“ in den 80er-Jahren hörten die Bürgerinnen und Bürger oftmals die Sirene nur noch einmal monatlich beim Probealarm. Aber trotzdem machten schwere Feuerwehreinsätze, bei denen jeder Mann gebraucht wurde, den Einsatz der Sirene notwendig. Gefahrensituationen, die eine Alarmierung der Bevölkerung erforderten, waren bislang gottseidank keine entstanden. Würde man die Bürgerinnen und Bürger heute nach der Bedeutung der einzelnen Signale befragen, könnte vermutlich nur ein kleiner Teil diese Frage beantworten.
Bevor jüngst das Rathaus abgerissen wurde, erhielt Aschheim eine neue, digitale Sirene auf dem Feuerwehrgerätehaus an der Tannenstraße. Eine Entsorgung der alten kam aber nicht infrage.
Der Aschheimer Martin Lanzl vermittelte sie über seine Kontakte zu Mitgliedern des Feuerwehrmuseums Bayern e.V. nach Waldkraiburg (www.feuerwehrmuseum-bayern.de), die sich über einen Neuzugang für die größte Feuerwehrgerätesammlung Bayerns freuten. Ehrenamtliche Mitglieder des Vereins werden diese nun fachmännisch reinigen und Instand setzen.
Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals stand in Aschheim das römische, landwirtschaftliche Gehöft am Aussiedlerhof voll im Fokus. Heute bleiben wir in der Epoche der römischen Kaiserzeit, wenden uns aber einem Fund aus der „villa rustica“ an der Blombergstraße zu. Es handelt sich hierbei um einen Teller, der 2001 im Brandschutt einer Kellergrube gefunden wurde. Sein besonderer, roter Ton und seine ziegelrote Engobe zeichnen ihn als Produkt der großen römischen Keramikmanufaktur in Rheinzabern bei Mainz aus. Diese typische, sehr gut hergestellte und hart gebrannte Keramik bezeichnet man mit dem modernen Begriff „Terra sigillata“. Sie wurde im gesamten Römischen Reich in großen Stückzahlen verhandelt und war sozusagen das Sonntagsgeschirr der Römer. Der Teller besitzt in der Mitte einen kleinen Stempel, auf dem der Keramikmacher sich selber verewigt hat. In unserem Fall wohl ein gewisser „CONUS“.
Der Teller wurde Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. hergestellt und dürfte gegen Ende dieses Jahrhunderts bei einem Brandereignis im Keller verschüttet worden sein. Der Keller gehörte zu einem Gebäude, bei dem es sich um einen Vorratsspeicher des Landgutes handelte, da auch größere Mengen an Getreide bei diesem Ereignis verkohlten und uns so einen Einblick in die angebauten Feldfrüchte erlaubt. Der Teller selber war allerdings nicht oder kaum im Feuer, sondern dürfte vermutlich bereits vorher zu Bruch gegangen, beim Aufräumen als Abfall in die Grube des ehemaligen Kellers geraten sein.
Bei diesem Ensemble aus Blech- und Drahtobjekten handelt sich um die verbliebenen metallenen Teile einer einst prächtigen Oberbekleidung einer Dame, die in der Zeit um ca. 2000 v. Chr. verstorben ist. Ihr Grab gehörte zu einer kleinen Gruppe, vielleicht einer Familie, die auf einem Platz zwischen Hausgrundrissen der gleichen Zeit beerdigte. Siedlung und Gräber fanden sich 2018 südlich der heutigen Klausnerstraße in Aschheim.
Die länglichen Röhrchen aus Bronzeblech kann man sich als stegförmige Pailletten vorstellen, die auf Höhe der oberen Brust befestigt waren. Ganz ähnlich wie die Blechhütchen. Für die aus Bronzedraht gedrehten, spitzen Tutuli gelang jüngst ein Nachweis, dass sie in Lederschlaufen eingedreht auf einem Mantel oder Umhang, häufig auf oder um die Schultern getragen wurden. Goldbronzene, spitze Metallappliken auf dunklem Leder…ziemlich wild, die Frühbronzezeit, erinnert ein wenig an die Kleidung einer bestimmten Richtung moderner Popkultur.
Fast alle Gräber dieser Grabgruppe, so auch das hier vorgestellte, waren nach ihrer Niederlegung erneut geöffnet, einige Metallobjekte entwendet und Körperteile verworfen worden. Das kommt in der frühen Bronzezeit häufiger vor. Vermutlich waren die Mengen an wertvollem Metall, dass hier in die Gräber gelangte, zu verlockend.
Sichtbar! bis 30.10.2022 im Bereich Bestattung und Totenfürsorge in der Vitrine Frühbronzezeit.
Bei diesem etwa 13 cm langen Objekt handelt es sich um ein Löffelchen aus Silber. Sein Stiel ist lang und flach ausgearbeitet und durch Punkt- und Halbkreispunzen komplett verziert. Die Löffelvertiefung ist von einem flachen Rand umgeben, der in zwei Tierköpfen mit zum Löffel geöffnetem Mund mündet. Leider ist nur einer der beiden Tierköpfe erhalten, der andere fehlt. Nach oben erweitert sich der Stiel zu einer breiten, geösten Griffplatte, die wiederum das Muster mit den beiden seitlichen Tierköpfen aufnimmt. Der Löffel besitzt drei Löcher – es handelt sich um einen Sieblöffel.
Gefunden wurde das edle Stück im Grab einer um die Mitte des 6. Jahrhunderts verstorbenen Frau, die damals auf dem großen Aschheimer Begräbnisplatz am heutigen Bajuwarenring beerdigt wurde. Aufgrund ihrer Ausstattung musste die zwischen ihrem 27. und 32. Lebensjahr verstorbene Dame zur besseren Gesellschaft des damaligen Aschheim gehört haben. Dafür spricht auch der Sieblöffel - nicht nur wegen seines Materials, sondern auch durch seinen Zweck. Da die Bajuwaren gerne mit verschiedenen Gewürzen versehenen Wein tranken diente solch ein Sieblöffel dem Entfernen von Gewürzresten aus dem Becher oder Glas. Er zeigt also gehobene Trinkkultur, wie man sie auch am Rhein oder im Mittelmeerraum kannte. Na dann – zum Wohl!
Fundstück des Monats Juni: Ein Fußringpaar
Diese beiden Ringe fanden sich am Fußgelenk einer zwischen 330 – 290 v. Chr. verstorbenen, jungen Frau. Für ihre Bestattung kleidete man sie vermutlich mit ihrem besten Gewand, dazu ein Armring, eine Fibel (Gewandspange) und eben diese beiden Fußringe. Ihre Ruhestätte fand sie innerhalb einer kleinen Grabgruppe wohl miteinander verwandter Personen, die nahe eines zeitgleichen Gehöftes im heutigen Ortsbereich von Dornach angelegt worden war.
Bei den Fußringen aus Bronze handelt es sich um so genannte Hohlbuckelringe. Dabei sind die plastischen und leicht geschweiften Buckel der Verzierung innen nicht gefüllt, sondern hohl. So konnte man sich etwas Material ersparen und die Ringe wurden nicht zu schwer.
Unsere Exemplare gehören zu einem besonderen Typus, der aus jeweils zwei Halbringen besteht, die durch zwei kleine Zwischenringchen verbunden wurden. Löste man diese Ringe, konnte man sie abnehmen. Um im Zweifel die beiden richtigen Hälften wieder zusammen zu finden, waren die durchlochten Enden jeweils mit einer Markierung versehen. Dieser Ringtypus ist sehr selten in Bayern, häufiger findet man ihn in Mittel- und Nordböhmen. Da einige Funde der beschriebenen Grabgruppe Verbindungen in diesen Raum aufweisen und naturwissenschaftliche Untersuchungen belegen konnten, dass einige – nicht alle – der hier beerdigten Personen nicht aus der Münchner Schotterebene stammten, können wir von einer Zuwanderung in dieser frühen Zeit ausgehen.
Diese beiden Steine stammen nicht irgendwo aus dem Boden, sondern lagen jeweils in einem archäologischen Befund. Genauer: in zwei Gruben aus der späten Bronzezeit (ca. 1200-800 v. Chr.). Wozu diese genau dienten, erschließt sich uns leider heute nicht mehr. Sicher ist jedoch: es handelt sich hierbei um einen Mahl- und einen Reibstein, mit denen man zu dieser Zeit Korn zu Mehl vermahlen hat.
Der untere Stein ist leider zerbrochen. Das war vermutlich auch der Grund, warum er entsorgt worden war. Es handelt sich um ein Stück Gneis, ursprünglich sicher doppelt so lang und mit einer komplett glatten Oberfläche auf der Oberseite. Dies ist der „Lieger“, da er fest auf dem Boden liegen soll. Der kleinere, rundliche Kalkstein besitzt auf zwei Seiten deutlich glatte Flächen, die durch Abrieb entstanden sind. Dies ist der Reibstein, mit dem man händisch das auf dem Mahlstein liegende Korn so lange ge- und zerrieben hat, bis die gewünschte Feinheit des Mehls erreicht war. Unser Reibstein ist etwas knubbelig und klein, ihn konnte man auch als Mörser benutzen um beispielsweise Salz oder Kräuter zu zermahlen.
Auf diese Weise hat man bis in die spätere Eisenzeit sein Mehl hergestellt. Erst irgendwann in den letzten beiden Jahrhunderten vor Christi Geburt erfand man runde Mühlsteine, die übereinander gesetzt gleiten und so das Korn viel effektiver zerkleinerten.
Diese rechteckige Platte wurde aus einem Rothirschgeweih gesägt, feingeschliffen, verziert und mit kleinen Bohrungen versehen. Gemeinsam mit weiteren Platten dieser, oder leicht variierender Art, dürfte es sich um den Beschlag eines hölzernen Kästchens des 7. oder frühen 8. Jahrhunderts handeln.
Holzkästchen mit Beinbeschlägen sind nicht allzu häufig. Sie lassen sich in sehr reich ausgestatteten Gräbern der gesellschaftlichen Elite des frühen Mittelalters sowie später in Kirchenschätzen finden. Solche Kästchen waren ein wertvolles und besonderes Luxusgut.
Daher ist es sehr spannend, dass dieses Plättchen in einem Grubenhaus der Siedlung von Aschheim gefunden wurde. Es lag zerbrochen und an zwei unterschiedlichen Stellen. Weiterhin fanden sich Teile mindestens zweier Beinkämme in dem Arbeitshaus. Aufgrund dieser Fundkombination dürfte es sich hier wohl um eine Beinschnitzerwerkstatt gehandelt haben.
Ob die Werkstatt nun ein solches Kästchen hergestellt, eines repariert hat oder dies versuchte – der Fund belegt, dass in dem Ort, in dem 756 die erste bayerische Landessynode stattfand, eine Klientel zuhause war, die ein solches, beinbeschlagenes Kästchen wertschätzte.
Sichtbar! vom 11.04. bis 11.07.2022 im Bereich Siedlungen und Ortsentwicklung in der Vitrine Frühmittelalter.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein etwas seltsam geformter Lehmklumpen. Auf den zweiten Blick aber erkennt man, dass hier jemand eine kleine menschliche Figur geformt hat. Der Kopf besitzt Ohren und Nase, die „ausgekniffen“ wurden und leider heute abgebrochen sind. Neben und unter der Nase sind Augen und Mund eingestochen. Die Arme sind nur Stummeln, die Hälfte des Körpers leider nicht mehr da, der Oberkörper trägt Brüste. Diese ca. 8 cm große Figur fand sich zusammen mit einigen Keramikfragmenten und Holzkohle in einer Grube und datiert in die Zeit um ca. 1200-800 v. Chr. Eine Zeit, in der man derartige Figuren nur in wenigen Ausnahmen kennt.
Wohl bekannt sind derartige Figuren aus der römischen Kaiserzeit. In Figuren dieser Zeit findet man Einstiche durch Nadeln, sie tragen Abdrücke von Blättern oder weisen Hohlräume auf. Zeitgenössische Schriftquellen erzählen von magischen Praktiken an derartigen Zauberpüppchen. Ähnlich wie an Voodoo-Puppen. Doch unsere Figur ist 1000 Jahre älter und besitzt keine Einstichspuren oder ähnlich zu bewertende Zeichen. War sie dennoch ein magisches Objekt? Vielleicht in einem anderen Sinne – vielleicht handelte es sich um Kinderspielzeug, das absichtlich oder unabsichtlich in eine Brandgrube geriet und auf diese Weise bis heute erhalten blieb.
Bei den etwa 4 cm langen Silberobjekten handelt sich um kleine Riemenzungen. Sie bilden den metallenen Abschluss eines dünnen Lederriemens, der in der Zunge mit feinen Silbernieten fixiert wurde. Auf ihrer Vorderseite weisen sie sehr hochwertige Verzierung auf: zwei randbegleitende Kanneluren wurden feuervergoldet, in ihrer Mitte finden sich parallel gesetzte Dreieckspunzierungen und darüber ein kleines menschliches Gesicht mit scheinbar wirr im Zickzack die obige Fläche ausfüllender Haarpracht. Punzen, Gesicht und Haar wurden durch so genanntes Niello gefüllt. Niello wird aus einer verarbeiteten, pulvrigen Masse hergestellt, die aus Silber, evtl. weiteren Metallen und Schwefel besteht. Diese wird in die vorher herausgearbeiteten Vertiefungen der Verzierung eingebracht und durch vorsichtiges, gekonntes, Wiedererhitzen im Feuer eingebrannt. Das Pulver schmilzt dabei in die Vertiefungen ein und lässt die Verzierungen dunkler hervortreten.
Wen das menschliche Gesicht hier zeigt ist eine schwierige Frage – manchmal werden solche Gesichter als Masken bezeichnet, manchmal als Abbildungen heidnischer Sagengestalten und manchmal sogar als Christus. Wen auch immer es zeigte, vermutlich versprach man sich einen gewissen Schutz durch das Gesicht. Gefunden wurden die Riemenzungen als Verschluss von Wadenbinden (Wadenwärmern) in einem Frauengrab, das um die Mitte des 6. Jahrhunderts am heutigen Bajuwarenring in Aschheim angelegt wurde.
Bei diesem blattförmigen Objekt von etwa 18,5 cm Länge handelt es sich um eine Lanzen- oder Speerspitze aus keltischer Zeit. Das Blatt mündet nach unten in eine Tülle, in die ein möglichst gerades Rundholz als Schaft gesteckt und mit zwei Bronzenieten gesichert wurde. Da vom Schaft nur ein kleines Stück in der Tülle erhalten ist, wissen wir leider nicht mehr, wie lang er ursprünglich war. Wäre er lang, dürfte es sich um eine Lanze, also eine Stoßwaffe handeln. Wäre er kurz, dann könnte die grazile Spitze auch zu einem Speer, also einer Wurfwaffe, gehören. Im Zweifelsfall kann man aber eine Lanze auch werfen… Auch wenn wir es nicht wissen, so sprechen wir bei diesen Waffen doch meistens von Lanzen.
Die Lanze stammt aus dem Grab eines keltischen Mannes, der in seinen 40ern verstarb und zwischen 300-260 v. Chr. in Dornach, am heutigen Brunnenweg, bestattet wurde. Weiterhin besaß er ein Schwert und einen Schild und damit eine volle Waffenausstattung. Waffen bekamen nicht alle Männer in keltischer Zeit mit ins Grab. Vielmehr dürfte es sich um eine ausgesuchte Gruppe der Gemeinschaft handeln, die zu Kriegern wurden. Sie dürften Aufgaben der Verteidigung innegehabt haben oder mussten vielleicht für einen Herrscher in den Krieg ziehen. Unser Herr jedoch weist keine erkennbaren Verletzungen auf und auch seine Waffen deuten nicht auf einen heftigeren Gebrauch.
Zünden wir uns nicht gerne gerade um diese Jahreszeit eine Kerze an? Dabei überlegen wir nicht lange, wie man das macht, wir greifen einfach zum Feuerzeug und schon haben wir eine kleine Flamme. Doch wie war das früher, zum Beispiel im frühen Mittelalter, vor ca. 1400 Jahren? Wie hat man seinerzeit sein Licht, seinen Ofen und sein Herdfeuer angezündet? Auch mit dem Feuerzeug! Allerdings sah das ein wenig anders aus und funktionierte nicht mit Gas. Ein frühmittelalterliches Feuerzeug bestand aus einem flachen Stück speziell geschmiedeten Eisens, mit geschwungener Mitte und ebensolchen Enden, die in einen Griff aus Holz eingepasst waren. Das ist der Feuerschläger. Mit diesem schlug man gegen ein kleines Stück Feuerstein und schon flogen die Funken. Diese musste man auffangen, am besten mit einem Zunderschwamm. Dann hieß es schnell die kleine Glut durch vorsichtiges Pusten am Leben zu erhalten und trockenes Stroh oder Moos zur Glut zu legen. Machte man dies richtig, schlug nun eine kleine Flamme hoch.
Dieses abgebildete Feuerzeug fand sich in der Gürteltasche eines Männergrabes der Zeit um 600 n. Chr. im großen Aschheimer Gräberfeld am Bajuwarenring. Es handelt sich dabei um ein wunderbares kleines Alltagsobjekt, was vermutlich nahezu jeder Mann und jede Frau damals besaß.
Dieses knapp 7 cm große Exemplar einer Bügelfibel stammt aus dem Grab einer jungen, erwachsenen Frau, die in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts verstarb und auf dem damaligen Bestattungsplatz am heutigen Aschheimer Bajuwarenring beerdigt worden war. Auf der Rückseite dieser Fibel (Gewandspange) befindet sich eine Konstruktion, die wie eine Sicherheitsnadel funktioniert. Das Zusammenhalten von Kleidung war jedoch nicht der einzige Zweck dieses feinen Schmuckstücks, vielmehr wies es ihre Besitzerin als Mitglied einer sozial hochstehenden Familie aus und war somit vornehmlich ein Statussymbol. Denn lediglich etwa 10 Prozent der Frauen des Gräberfeldes trugen solche Bügelfibeln. Am rechten Oberschenkel gelegen dürfte diese Fibel an einer Schärpe befestigt gewesen sein oder auch ein geschlitztes Oberkleid im Beinbereich verschlossen haben. Zusätzlich besaß die Dame noch zwei kleine S-förmige Fibeln, die im Brustbereich ein Unterkleid zusammenhielten. Die nächsten Vergleiche dieser kleinen, fein gearbeiteten Bügelfibel aus vergoldetem Silber finden sich interessanterweise am Rhein und in Frankreich. Wie eng die Kontakte der Frau in das dort befindliche Fränkische Reich waren ist allerdings nur schwer festzulegen, finden sich doch in mehreren Gräbern Objekte dieser westlichen Herkunft.
Östlich des Aschheimer Wasserturms wurden im Jahr 2001 einige Gräber aus dem frühen Mittelalter freigelegt. Darunter fand sich auch eine größere Grabgrube, in der eine erwachsene Frau und drei Kinder, vermutlich nacheinander, bestattet wurden. Die im Alter zwischen 40 und 60 Jahren verstorbene Frau besaß einen Gürtel und führte weitere, für die Zeit des frühen 6. Jahrhunderts zeittypische Beigaben mit sich. An ihrem Gürtel war eine kleine Tasche befestigt, in der sich neben einer Perlenkette auch die hier gezeigten Objekte fanden. Es handelt sich dabei um ein kleines, türkisfarbenes Glasstück, ein Fragment eines kobaltblauen Armringes, zwei kleine Feuersteinfragmente und ein etwas abgegriffenes Randstück eines Graphittontopfes. Alle vier Objekte sind deutlich älter als das Grab: die Feuersteine sind wohl Fragmente ursprünglich jungsteinzeitlicher Werkzeuge, Armringfragment und Scherbe stammen aus der keltischen Zeit und das türkisfarbene Glas dürfte römisch sein. Diese kleine Sammlung war daher im frühen Mittelalter bereits „antik“. Es stellt sich die Frage, wie die bajuwarische Dame an die alten Fundobjekte gelangt war – handelt es sich bereits um eine frühe Archäologin? Wahrscheinlich ist, dass diese Objekte beim Hausbau zutage kamen, da man im frühen Mittelalter bereits häufig innerhalb bereits früher besiedelter Flächen baute und so ältere Strukturen zerstört wurden. Auf diese Weise kamen auch Funde aus älteren Epochen zutage, die manchmal wiederverwendet oder eingeschmolzen und manchmal auch als Kuriosa gesammelt wurden. Eine solche Sammlung bekam unsere Dame mit ins Grab – und liefert damit heutigen Archäologen Stoff zum Nachdenken!
Bei dem hier gezeigten Architekturmodell handelt es sich um den Gebäudeentwurf für die Aschheimer Segenskirche, die im Jahr 1996 gebaut wurde.
Evangelische Christen gab es in Bayern bereits seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, in Feldkirchen entstand bereits 1837 eine evangelische Kirche. In Aschheim wurde erst 1973 vereinbart, dass einmal im Monat ein evangelischer Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Peter und Paul stattfinden konnte. Doch der Wunsch nach einer eigenen Kirche war groß. So war es ein Glücksfall, als im Jahr 1989 ein Grundstück an der Eichenstraße erworben werden konnte. Kurz darauf gründete sich ein Kirchenbauverein um das Unternehmen zu unterstützen. Es folgte ein Architektenwettbewerb, den Prof. Friedrich Kurrent (TU München) im Jahr 1992 mit dem gezeigten Architekturmodell gewann.
Inspiriert von der ersten Aschheimer Kirche, die bereits um 600 errichtet worden war, plante Herr Kurrent die gesamte Kirche aus Holz. In seiner Ausführung ließ er sich dabei von den skandinavischen Stabkirchen inspirieren. Seine Grundidee war ein um den Mittelpunkt des Altars errichteter Zentralraum, wobei die gesamte Kirchenkonstruktion von vier 25 m hohen Leimbindern aus Fichtenholz getragen wird. In der Spitze der vier geschwungenen Träger hängen die drei Kirchenglocken. Dem Modell entsprechend wurde die Kirche zwischen 1995 und 1996 gebaut und am 15 Dezember 1996 geweiht. Seither gibt es zwei Kirchen in Aschheim.
Im Juni wurde an dieser Stelle ein besonders schön geschwungenes Exemplar einer S-förmigen Kleinfibel präsentiert. Bei dem hier gezeigten Paar handelt es sich auch um Fibeln – also Kleidungsschließen – aber dieses Mal um die größere Variante der Bügelfibeln. Diese gehörten im 6. Jahrhundert ebenso wie die kleinen zum Kleidungszubehör einer bajuwarischen Frau gehobenen Standes. Bügelfibeln verschlossen wohl noch im 5. und frühen 6. Jahrhundert etwa auf Bauchhöhe ein vorne offenes Kleid, gleichzeitig befestigten sie Lederbänder, an denen die bajuwarische Frau allerlei Amulette und Gebrauchsgegenstände (Gehänge) mit sich trug. Im Laufe des 6. Jahrhunderts findet man diese Fibeln dann eher auf Hüft- oder Oberschenkelhöhe, wo das Fixieren des Gehänges, neben ihrem schmückenden Ausdruck, ihre Hauptaufgabe wurde.
Dieses Fibelpaar stammt aus einem Frauengrab der Mitte des 6. Jahrhunderts vom Aschheimer Bajuwarenring. Wer aufmerksam hinsieht, erkennt um das halbrunde Ende der Fibeln und an ihren Seiten wieder Vogelköpfe. Auch an den schmalen, oberen Enden der Fibeln, mag man in dem halbrunden, roten Steinen je einen Tierkopf von oben sehen, dem nach unten zwei Augen folgen, während die beiden Fortsätze ohne Steineinlagen zu den Seiten die Ohren wären. Dieses Fibelpaar besitzt ihre Hauptverbreitung in Nordfrankreich und zeigt mal wieder sehr schön die weiträumige Vernetzung der Menschen im frühen Mittelalter.
Bei dieser etwa 3,5 cm großen Fibel handelt es sich um ein kleines Schmuckstück, das dazu diente einer bajuwarischen Frau ein feines Kleid auf der Brust zu verschließen. Der Verschluss wird durch eine komplex gestaltete Vorderseite verdeckt. Dargestellt sind zwei Vögel, deren Köpfe durch runde, rote Steineinlagen markiert werden. Jeweils zur einen Seite öffnet sich ein Schnabel, während sich zur anderen Seite ein geschwungener, leicht nierenförmiger, gestreifter Körper anschließt. Die Fußbereiche in der Mitte verbinden die beiden gegenständig zueinander sitzenden Tiere.
Gefertigt wurde diese Fibel, indem man ein Model herstellte, das als Grundform diente. Dieses presste man in Sand oder Lehm und stellte daraus eine Negativform her, in die flüssiges Silber gegossen wurde. Nach der Abkühlung arbeitete der Feinschmied die Kanten und die Kerbschnittlinien nach. Im Anschluss wurde die Oberfläche feuervergoldet und die beiden roten Almandine (Granate) sowie die Nadelkonstruktion eingesetzt. Durch das lange Tragen des Schmucks verlor sich die Feuervergoldung an den erhabenen Stellen der Verzierung und lässt heute den silbernen Untergrund durchschimmern. Die Fibel stammt aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts und stellt ein Meisterwerk damaliger Handwerkstechnik dar. Gefunden wurde sie als Teil der Ausstattung eines Frauengrabes am Aschheimer Bajuwarenring im Jahr 1998 und kann heute im AschheiMuseum bewundert werden.
Es sieht ein wenig so aus wie ein Briefbeschwerer – etwas grobschlächtig, vierkantig, mit geradem Boden und einem undefinierbaren oberen Abschluss. Letzterer ist abgebrochen, das kegelförmige Objekt lief oben in einer schmalen Rundung aus. Im oberen Drittel befindet sich eine Durchlochung, Dreiviertel des Lochs kann man gut nachvollziehen.
Es handelt sich dabei um ein so genanntes Webgewicht, also ein aus Ton geformtes und durch Brand gehärtetes Objekt, das bei einem stehenden Webstuhl die Kettfäden straff nach unten gehalten hat. Lange waren Webstühle nicht liegend konstruiert, wie wir sie heute gängiger Weise kennen, sondern stehend, wie im Bild anbei. Damit die Kettfäden die nötige Spannung bekamen, um Fächer öffnen und den Schuss durchführen zu können, wurden sie mit derartigen Webgewichten einfach unten beschwert. In prähistorischer Zeit formte man die Gewichte wie Kegel, später bevorzugte man runde Körper, die aussehen wie amerikanische Donuts. Dieses Gewicht stammt aus einer Siedlung der Eisenzeit, die wohl zwischen 600-350 v. Chr. bestand und belegt hier eindrücklich das Textilhandwerk zur Herstellung von Kleidung, Decken, Bezugsstoffen und anderem Tuch, das man im Alltag benötigte. Die Siedlung erstreckte sich zwischen dem Standort der Geothermie bis oberhalb der Straße Richtung Kirchheim. Kürzlich wurde hier im Zuge der Vorbereitungen zum achtspurigen Ausbau der A99 wieder ausgegraben und ein weiterer Teil dieser Siedlung freigelegt.
Dieser 10 cm hohe Becher wurde vor etwa 2700 Jahren einem Verstorbenen als Teil eines Beigabenensembles ins Grab mitgegeben. Zu dieser Zeit – zu Beginn der so genannten Hallstattzeit (800-450 v. Chr.), der älteren Epoche der Eisenzeit – verbrannte man die Toten, las den Leichenbrand aus und begrub ihn an einer ausgesuchten Stelle gemeinsam mit Trank und Speisebeigaben. Speisen und Getränke befanden sich in kunstvoll verzierten Keramikgefäßen. Dazu benötigte der Tote im Jenseits natürlich auch Becher und Teller um daraus zu Trinken und zu Essen und am besten noch mehrere davon, um andere mit teilhaben zu lassen - so deuten wir heute diese Beigaben. Um einen solchen Trinkbecher handelt es sich bei dem kleinen, schwarzen Gefäß. Es wurde außen und im Innenrand durch horizontale und vertikale Rillen verziert und nach seinem Brand mit schwarz glänzendem Graphit überzogen, wovon nur noch Spuren erhalten sind. Durch den Glanz wirkte es fast wie ein Metallgefäß. Verzierung und Proportionen lassen noch deutlich die Tradition der vorhergehenden späten Bronzezeit erkennen und belegen so einen kontinuierlichen Übergang der beiden Epochen. Deren Trennung ist forschungsgeschichtlich bedingt, in der Realität darf man sich wohl eher einen fließenden Übergang von der Bronze- in die Eisenzeit vorstellen. Gefunden wurde das Grab nördlich der Eichendorffstraße, unter dem heutigen Truckcenter von Renault und Volvo.
Bei diesem ca. 5 cm kleinen, besonderen Stück handelt es sich um eine Pfeilspitze aus Bronze, die in der so genannten Urnenfelderzeit hergestellt wurde. Urnenfelderzeit nennt man die späte Phase der Bronzezeit von ca. 1200-800 v. Chr., die ihren Namen von der typischen Anlage größerer Gräberfelder bekam, auf denen die Toten in Urnen beigesetzt wurden. Diese Pfeilspitze stammt allerdings nicht aus einem Grab, sondern aus einer Abfallgrube inmitten einer größeren Siedlung, von der ein Teil im Jahr 2012 im Vorfeld des Baus der Ostspange ausgegraben wurde. Pfeilspitzen der Urnenfelderzeit haben eine Besonderheit: sie besitzen eine Tülle, in die der hölzerne, angespitzte Pfeilschaft eingepasst wurde. An einer Seite ist die Tülle etwas länglich nach unten ausgezogen. Saß der Schaft in der Pfeilspitze, wurde er gemeinsam mit dem kleinen Fortsatz umwickelt – vielleicht mit einer Sehne oder einer festen Schnur. So waren Schaft und Spitze sicher und fest miteinander verbunden. Da unserer Pfeilspitze das vordere Ende fehlt, dürfte sie benutzt worden sein. Es ist jedoch auch möglich, dass die hier sehr dünne Bronze aufgrund der langen Bodenlagerung nicht mehr erhalten war.
Falls sie benutzt wurde, dann vielleicht um zu jagen. Denn im Bereich der ausgegrabenen Siedlung fanden sich keine Hinweise auf kriegerische Gewalttaten mit der diese Waffe in Verbindung stehen könnte. Ob hier auf Rotwild gejagt wurde könnten uns die Tierknochen aus der Siedlung verraten, die noch ihrer Bestimmung harren.
Während das Museum für Besucher geschlossen bleibt, finden in der Ausstellung ein paar Veränderungen statt: Neufunde der letzten Jahre werden, wo es passt, ergänzt.
Ein solcher Neufund ist der hier vorgestellte Henkeltopf. Er stammt aus einem spätrömischen Körpergrab des 4. Jahrhunderts von der Radebergerstraße und wurde 2018 gefunden. Das Grab gehörte zu einer kleinen Gruppe von Körpergräbern, bei denen es sich wohl um die Bewohner der ländlichen Ansiedlung handelte, die bereits 2006 etwas östlich der Grabgruppe ausgegraben wurde.
Dieser Henkeltopf diente einer im Alter von ca. 40-50 Jahren verstorben Frau als Grabbeigabe. Er fand sich etwa in Höhe der Oberschenkel und dürfte ursprünglich auf einen hölzernen Sarg abgestellt gewesen sein. Was er beinhaltete ist unklar, doch neben ihm fanden sich Tierknochen einer Fleischspeise, die vermutlich auf einem Holzteller angerichtet war. Ein Getränk im Krug wäre demnach eine annehmbare Ergänzung. Der Krug selbst ist in Form und Machart in Bayern bislang selten. Vergleiche lassen sich eher im ungarischen Raum, etwa um Budapest, finden. Als Grabbeigabe dürfte er eine gewisse Symbolkraft besessen haben, weshalb denkbar ist, dass die Dame ein Stück aus ihrer ursprünglichen Heimat mit ins Grab bekam. Weitere Hinweise auf eine Herkunft aus dem ungarischen Pannonien fanden sich allerdings nicht.
Bei Ausgrabungen im Vorfeld der Erschließung des Jägerwegs in Dornach im Jahr 2003 fanden sich hier, auf dem sogenannten Baderfeld, ein Ausschnitt einer größeren Siedlung sowie acht Gräber aus der jüngeren Eisenzeit. In dieser Epoche traten die Bewohner nördlich der Alpen erstmals in das Licht schriftlicher Überlieferung, wodurch ihr Name bekannt wurde: die Kelten.
Innerhalb der ausgedehnten Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Dornach wurden mehrere Grabgruppen angelegt. Viele der Gräber, so auch diejenigen am Baderfeld, gehörten in die Zeit zwischen 350-250 v. Chr. Ein Grab barg die Überreste einer junge Frau, die zwischen ihren 20. und 24. Lebensjahr verstarb. Sie dürfte mit einem schönen Kleid, mit Überkleid und vielleicht einem Cape oder Mantel gekleidet gewesen sein, deren Verschluss durch feine, eiserne Fibeln – Gewandspangen – gelang. Sie trug wertvolle Armringe aus Glas und Eisen und um die Hüften eine sehr filigran gearbeitete, eiserne Gürtelkette.
Die Kette bestand aus ein paar Dutzend feinen, ca. 6 mm großen Ringen, die ineinandergefügt waren. Zwischendrin unterbrachen größere, rundlichere Ringe die Anordnung. An einem Ende, rechts unten zu sehen, befindet sich ein längliches, etwas kräftigeres Objekt eingearbeitet, das in einem bogenförmigen Haken ausläuft und an der jeweils für die Dame passenden Stelle in die Kette eingehakt werden konnte, um den Gürtel zu verschließen. Silbrig glänzend, mit einem feinen Klingen der aneinander gefügten Ringchen, muss das ein tolles Kleidungsaccessoire einer keltischen Dame gewesen sein.
Die Jahre 1632-48 waren keine leichte Zeit in Europa und auch nicht in Aschheim. Mitten im 30-jährigen Krieg brach die Pest aus und neben Verwüstung, Verlust und Hunger trat nun auch noch die Krankheit und vielfach der Tod. Doch als gegen Mitte des 17. Jahrhunderts die Verhältnisse sich langsam wendeten, die Menschen wieder Mut fassten – angeblich sollen es ja die Schäffler gewesen sein, die als Erste wieder auf die Straße gingen und tanzten – und das Leben wieder hoffnungsvoll wurde, erbauten die Aschheimer zum Dank für das Überleben eine Kapelle. Am damaligen östlichen Ortsrand errichteten sie ein kleines, dem heiligen Sebastian geweihtes Andachtshaus. Sebastian gilt als Schutzheiliger gegen die Pest, aber auch gegen Viehseuchen und andere Krankheiten.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Kirchlein im Jahr 1807 abgerissen. Doch sein Andenken verschwand nicht aus dem örtlichen Bewusstsein. Schließlich errichtete die Gemeinde Aschheim 1995/96 eine neue Sebastianskapelle am Ende der Hofstattstraße, etwas westlich des alten Standortes. Das Bild zeigt sie kurz nach ihrer Weihe am 20. Januar 1996.
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und mehr über Gebäude in Aschheim und Dornach erfahren möchten, so gibt es das Buch „Aschheim und Dornach in Bildern“ im Rathaus (Kasse) oder Bestellung per Email an: aschheimuseum(@)aschheim.de zu erwerben. Übrigens eignet sich das Buch auch hervorragend als Weihnachtsgeschenk!
Es ist immer wieder ein bewegender Moment, wenn man auf einer archäologischen Ausgrabung in einem Befund die Erde beiseiteschiebt und sieht – jetzt ist man auf etwas Besonderes gestoßen. Dieses Besondere war in unserem Fall eine bronzene Doppelknopffibel aus der frühen römischen Kaiserzeit, genauer aus der Phase zwischen dem Ende des 1. und dem beginnenden 2. Jahrhundert n. Chr. Ihren Namen bekam dieser Gewandspangentyp aufgrund der beiden Knubbel auf dem Bügel. Solche Fibeln stammen aus dem östlichen Raum des römischen Reiches, genauer aus dem heutigen Österreich und Ungarn, wo sie damals zur Tracht der einheimischen Frauen gehörten. Sie wurden paarweise an den Schultern getragen und verschlossen ein traditionelles Überkleid. Diese Trageweise lässt sich gut auf Grabsteinen nachvollziehen, die sich reichere Personen gerne anfertigen ließen und die – ganz im römischen Stil – gemeißelte Brustportraits der Verstorbenen, mitsamt ihrer Fibeltracht, zeigen. Gefunden wurde diese Fibel in der Verfüllung eines Brunnens, den man im Jahr 1994 an der Marsstraße ausgrub und der zu einem dort liegenden römischen Gehöft gehörte. Aufgrund der Fundzusammensetzung und der Struktur des Gehöfts, dürfte es sich hier um eine Ansiedlung einheimischer Bevölkerung handeln, die unter der römischen Herrschaft noch eine ganze Weile ihre eigenen Traditionen bewahrte.
Diese drei Glasscherben stammen aus den Ruinen des Baderaumes im Haupthaus der römischen Villa rustica westlich des Aussiedlerhofes. Es handelt sich bei Ihnen um Reste römischen Fensterglases. Bereits ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. stellte man dies in großen Mengen her, wobei es grundsätzlich zwei unterschiedliche Fertigungsformen gibt: einmal das so genannte Streckglas und zum anderen geblasenes Glas oder Zylinderglas. Beim Streckglas goss man geschmolzene Glasmasse auf eine glatte Unterlage, glättete sie mit einer Walze und zog anschließend das Glas in die gewünschte Größe und Form. Die Herstellung geblasenen Fensterglases ist etwas jünger und dürfte erst im 2. Jahrhundert entwickelt worden sein. Hierbei bläst man einen Glaszylinder, dessen Enden man entfernt und ihn dann längs aufschneidet. Nach erneutem Erhitzen lassen sich die Flügel des Zylinders herunterbiegen und glätten. Das gezeigte Fensterglas dürfte in dieser jüngeren Technik hergestellt worden sein, da es mit 1-3 mm sehr dünn ist und auf beiden Seiten eine glatte, glänzende Oberfläche besitzt. Die Gläser wurden mithilfe von Bleiblechen in die – vermutlich genuteten –Holzfenster fixiert. Gemeinsam mit den Resten von Wandmalereien im Baderaum zeigen sie deutlich den gehobenen Lebensstil, den sich die Bewohner hier im 2. und 3. Jahrhundert leisten konnten.
Diese beiden kleinen Döschen fanden sich als eine besondere Beigabe in einem Frauengrab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts aus dem Gräberfeld am Aschheimer Bajuwarenring. Sie sind 4 bzw. 2 cm hoch und wurden jeweils aus einem größeren, kompakten Langknochen eines Tieres gedrechselt. Der Handwerker arbeitete innen feine Absätze heraus, um Deckel und Boden der Döschen einsetzen zu können. Gut erkennbar ist das an der kleineren Dose, an der nur noch ein Verschluss erhalten ist. Die höhere Dose ist leider deutlich stärker von der Bodenlagerung angegriffen und dadurch in einem schlechteren Zustand. Da beide Döschen neben einander lagen, ist die unterschiedliche Erhaltung schwer zu verstehen. Vielleicht besaßen die Dosen verschiedene Oberflächenbehandlungen, deren Spuren heute leider vergangen sind. Ebenso unsicher ist ihr ursprünglicher Zweck. Da kein erkennbarer Inhalt mehr vorhanden war, dürfte es sich um vergängliche Materialien gehandelt haben, die hier aufbewahrt wurden. Denkbar sind zum Beispiel Salben, Cremes, Schminkutensilien oder andere feine Pulver für medizinische Zwecke oder auch Gewürze. Solche Beigaben sind selten in Frauengräbern und könnten für eine besondere Position oder eine besondere Aufgabe dieser Person zu Lebzeiten sprechen.
Über die ersten Menschen, die sich vor etwa 4500 Jahren in Aschheim und auch in Dornach niederließen, besitzen wir noch keinerlei schriftliche Überlieferung. Daher ist uns unbekannt, ob diese sich selber als Gruppen sahen und bezeichneten und wenn ja, wie sie sich denn nannten. Charakteristisch für diese Leute sind allerdings unterschiedliche Formen der Bestattungssitten, zu denen auch die Beigabe charakteristischer Becherformen gehörte. Deshalb benannte man diese Menschen nach der Form und Verzierung ihrer Keramik und unterscheidet hierbei die so genannte Schnurkeramische Kultur und die Glockenbecherleute. Einen Glockenbecher von ganz besonders schöner Form, Verzierung und noch dazu mit einem Henkel fanden die Ausgräber im Vorfeld der Bauarbeiten des neuen Rewe-Marktes am südlichen Ortsausgang von Aschheim im Jahr 2018. Gemeinsam mit einem weiteren, kleinen Becher gehörte er zu den Beigaben vermutlich eines Kindergrabes, von dem sich keine Knochen mehr erhielten. Sein Gefäßkörper ist komplett durch kleine Stempeleindrücke verziert. Die Muster und deren Anordnung sind ganz charakteristisch für unseren südbayerischen Raum. Die Zutat eines Henkels ist zwar bekannt, in Bayern bislang aber eher selten, weshalb dieses Exemplar durchaus einen besonderen Fund darstellt. Der Becher kommt gerade frisch von der Restaurierung und wird erst ab nächstem Jahr in der Ausstellung zu sehen sein.
Aktuell wird die Dorfstraße saniert. Der Untergrund ist hier von sehr unterschiedlicher Art und Qualität, weshalb er für die Standfestigkeit der Straße bis in eine gewisse Tiefe ausgetauscht wird. Da dies mitten in unserem sehr alten Ort geschieht und die Bodeneingriffe nicht nur oberflächlich sind, wird diese Maßnahme archäologisch begleitet. Während des Abtiefens zeigten sich direkt vor dem Bauernschneiderhof die Fundamentreste und Teile eines Fußbodens aus in Lehm gesetzten Kieseln von einem ehemaligen kleinen Stall oder einem Nutzgebäude. Ganz offensichtlich war dieses Gebäude abgebrannt – wie der Brandschutt und zahlreiche Scherben der Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zeigten. Auf den alten Katasterplänen von 1809 und 1856 ist das Gebäude allerdings nicht aufgezeichnet, ebenso wenig wie auf den jüngeren um 1930. Die Ziegelsteine der Mauern dürften aufgrund ihrer Maße jedoch ins 19. Jahrhundert gehören. Wahrscheinlich wurde der Stall nach 1856 errichtet, was sein Fehlen auf dem Kataster erklärt und ist bereits 1901 beim Großbrand des Grollhofs (heute Grünfläche vor dem Haus mit Eisdiele, Bäcker, Läden sowie Ruthusbrunnen) mit abgebrannt. Anstelle des Grollhofs entstand dann das Kartoffellager der Brennerei und die Reste des kleinen Stalls verschwanden unter der Dorfstraße – bis heute.
Betrachtet man seine Gestalt, so sieht das Objekt aus wie ein kleiner Anker mit einem längeren Mittelarm. Doch seine Funktion war eine andere… Das etwa 21 cm lange Eisenobjekt wurde 1998 im Grab einer Frau gefunden, die wohl in ihren 40ern war, als sie um die Mitte des 6. Jahrhunderts verstarb. Aufgrund ihrer reichen Beigabenausstattung musste sie zu einer wohlhabenden Familie gehört haben, die ihre Toten interessanterweise nicht auf dem großen Friedhof dieser Zeit am heutigen Bajuwarenring beerdigten, sondern auf einem anderen, kleineren Friedhof nahe dem heutigen Wasserturm. Gemeinsam mit verschiedenen Amuletten und einem Messer trug die Dame diesen Schlüssel, vermutlich an einem Lederband am Gürtel. Er diente zum Öffnen eines Federschlosses, wie es zum Verschließen eines Kästchens oder einer Truhe genutzt wurde. Durch eine langschmale Öffnung schob man das gegabelte Ende in das Kästchen, drehte den Schlüssel um 90° und zog ihn leicht zu sich heran – wenn er passte, dann glichen die Abstände der Zinken denjenigen der kleinen Löcher im Schloss, durch die die Zinken Innen eine Feder zusammendrückten – so war dann der Deckel zu öffnen. Zum Schließen musste lediglich die Feder wieder in einen dünnen Schlitz gesteckt werden, im Schloss ging sie auf und konnte nur durch den richtigen Schlüssel wieder zusammen- und herausgezogen werden!
Frauen im frühen Mittelalter (6.-8. Jahrhundert) trugen gerne bunte Glasperlen sowohl als Brustschmuck, wie auch aufgenäht auf der Kleidung und wohl auch als Besatz eines Schleiers oder Haarnetzes. Auf jeden Fall sollte es bunt sein! Aber nicht wahllos: zu bestimmten Zeiten wählte man ausgesuchte Farb- und Formkombinationen der Perlen. So verrät uns der gezeigte Perlenschmuck aus einem Frauengrab des Gräberfelds vom Aschheimer Bajuwarenring durch seine Kombination aus blauen, weißen, orangen und roten, mittelgroßen Perlen in Zylinder- und Tonnenformen einer bestimmten Herstellungsart, dass wir uns in der Zeit zwischen 580 und 620 n. Chr. befinden.
Solche relativ einfachen Glasperlen wurden wahrscheinlich an vielen Orten hergestellt – diese hier vielleicht sogar in Aschheim. Die Glasmasse musste allerdings gekauft werden, denn sie herzustellen war eine hoch spezialisierte Arbeit. Das Grundglas aus Soda, Quarz und Pottasche konnte man mit Mineralien oder verschiedenen Oxiden färben. Vermutlich kam das Rohglas bereits in gefärbten Zustand in die Perlenwerkstätten, wo dieses dann aufgeschmolzen und in die aktuell gefragten Formen gedreht oder gezogen und auch mit Mustern verziert wurde. Sortiert aufgereiht und auf eine Sehne, ein dünnes Lederband oder eine Schnur gefädelt wurden sie getragen – immer wieder durch neue Formen ausgetauscht und ergänzt, vermutlich ein ganzes Leben lang.
Beim Bau der Blombergstraße im Jahr 1997 wurde während der vorgreifenden archäologischen Untersuchungen eine Grabgruppe mit zwei Erwachsenen und einem Kleinkind aus keltischer Zeit gefunden. Aus dem Grab einer Frau stammen die beiden Fibeln, die jeweils auf den Schultern getragen wurden und dort ein locker fallendes Kleid befestigten. Ein solches Kleid wurde über einem engeren Unterkleid getragen, wie es damals üblich war. Diese kleine Grabgruppe datiert zwischen 400 und 330 v. Chr. Beide Fibeln sind aus Bronze und stammen aus einer sehr guten Werkstatt. Eine besitzt ursprünglich rote Koralleneinlagen, die sich durch die Bodenlagerung leider weiß gefärbt haben. Die Andere ist komplett mit einem fein eingeritzten Muster aus gezackter Ornamentik versehen. Beide besitzen eine runde Fußplatte, die auf den Bügel gedreht ist und je eine Bernstein Einlage aufweist. Der Bernstein stammt aus der Ostsee, die Koralle aus dem Mittelmeer und die Fibelformen finden sich häufiger in der Westschweiz und in Südfrankreich.
Was es mit diesen Verbindungen auf sich hat und wie die Kelten auf heutigem Aschheimer Gebiet in diese europaweite Dynamik eingebunden waren, wollte uns Frau Christiana Later eigentlich am 3.4.2020 im großen Saal des Kulti berichten. Aufgrund der aktuellen Lage wird dieser Vortrag aber in den Juni verschoben. Ein genaues Datum wird noch bekannt gegeben – bleiben Sie gespannt!
Aufgrund der aktuellen Lage ist leider auch das AschheiMuseum momentan geschlossen. Es tut uns leid.
Bei diesem Stück handelt es sich um einen Fund, der 2018 südlich vom Postfrachtzentrum zu Tage kam und ganz aktuell restauriert wurde. Bisher ist die Tasse noch nicht in der Ausstellung zu sehen.
Dieses kleine Gefäß war ursprünglich etwa 11 cm hoch, wurde aus einem fein aufbereiteten Ton ohne Drehscheibe gefertigt und auf der gesamten sichtbaren Fläche verziert. Diese Verzierung ist in jeweils drei dünne Linien gegliedert, die oben von Punkten und an den Seiten sowie unten von feinen Querstrichen begleitet werden. In das eingeritzte und eingedrückte Muster wurde eine weißliche Masse eingestrichen, die in einem wunderbaren Kontrast zur dunklen Oberfläche des Tässchens steht. Es ist nicht ganz klar, ob diese Masse vor oder erst nach dem Brand des Tongefäßes eingebracht wurde. Die Tasse ist nur zur Hälfte erhalten und ging wohl bereits während ihrer Nutzung zu Bruch. Lediglich ein Teil geriet in die Verfüllung einer Grube. Doch das Besondere an diesem Stück ist, dass es zum ersten Mal sicher die Besiedlung während der mittleren Bronzezeit (1700-1200 v. Chr.) in Aschheim belegt. Es wurde innerhalb eines Hausgrundrisses gefunden, den die Archäologen ohne diesen Fund eher in die ältere Frühbronzezeit datiert hätten. Doch immer wieder gibt es neue Erkenntnisse!
Bei dem gezeigten Objekt handelt es sich nicht um Christbaumschmuck, sondern um den ältesten Glasfund aus Aschheim. Diese ca. 1,5 cm große Perle aus blauem, leicht schlierigem Glas wurde ursprünglich rund gedreht. An vier gegenüber liegenden Stellen setzte der Perlenmacher dann an die noch weiche Perle weiße Glasmasse auf. Darüber legte er noch einmal blaues Glas und zog diese Bereiche zipfelig aus, wodurch die Perle ihre endgültige Form bekam. Die Farbigkeit des Glases erreichte man durch Metalloxide, die der Glasmasse beigemengt waren. Zuviel Oxyd führte zu etwas poröserer Oberfläche, wie sie an unserer Perle beobachtet werden kann.
Die Perle wurde in einer Pfostengrube eines Hauses der späten Bronzezeit, etwa 1200-600 v. Chr. im Bereich des heutigen betreuten Wohnens gefunden. Ob sie dort beim Bau des Hauses in der Bronzezeit verloren ging oder absichtlich, vielleicht als eine Art Bauopfer, niedergelegt wurde ist nicht klar. Kleine Gaben, die zum erfolgreichen Bau des Hauses beitragen sollten – Bauopfer – kennt man allerdings aus dieser Zeit durchaus.
Den Werkstoff Glas entdeckten Ägypter oder Mesopotamier wahrscheinlich als Nebenprodukt der Keramikherstellung. In Süddeutschland kennt man erste Glasfunde seit der mittleren Bronzezeit, etwa ab 1600 v. Chr. Unsere Perle gehört hier mit zu den ältesten Glasfunden aus Süddeutschland.
Es ist immer ein beliebtes Ratespiel vor der Vitrine: was ist dieses rechteckige Ding mit den vier Löchern? Soviel sei gesagt – es ist sehr nützlich, in seiner Ausführung aus geschliffenem Stein aber eher ein Prestigeobjekt.
Es handelt sich um eine Armschutzplatte vom Ende der Jungsteinzeit, etwa 2600-2200 v. Chr. Solche Armschutzplatten dienten Bogenschützen dazu ihren Unterarm vor der zurückschnellenden Sehne zu schützen. Wer schon mal mit Pfeil und Bogen geschossen hat, kennt das vielleicht – ein kleiner Schlenker mit dem Bogenarm und schon hat man die nächsten Tage einen dicken blauen Fleck. Für einen solchen Schutz reicht allerdings auch ein Stück Leder oder Filz, aus Stein ist er ein besonderes Stück. Die hier gezeigte, etwa 11 cm lange Armschutzplatte stammt aus einem Männergrab der genannten Zeit, das von einem Kreisgraben umgeben war. Man fand es 2008 im Vorfeld des Baus der östlichen Umgehungsstraße. Die Platte wurde aus einem härteren Gestein geschliffen, an den Schmalseiten sorgfältig durchbohrt und besitzt innen eine samtig weiche Oberfläche. Durch die Löcher zog man Lederbänder, mit deren Hilfe die Platte auf der Innenseite des Unterarms fixiert wurde. So bezeugt sie, dass der verstorbene Mann der so genannten Glockenbecherleute mit Pfeil und Bogen schoss. Früher ging man immer davon aus, dass diese Glockenbecherleute die ersten berittenen Bogenschützen waren, die aus dem kleinasiatischen Raum in der Zeit um 2600 v. Chr. in großen Zahlen nach Europa kamen. Dann meinte man in diesem Phänomen eher eine religiös-kultische Ausprägung zu sehen und keine Zuwanderer. Moderne, genetische Untersuchungen scheinen allerdings die Zuwanderertheorie wieder zu bestätigen.
Der bronzene Ring mit offenen Enden gehört zu einem an den Füßen getragen Paar. Er stammt aus einem Frauengrab, das 2008 unter dem heutigen Feuerwehrgebäude in Dornach ausgegraben wurde. Zu dem Fußringpaar trug die keltische Dame aus der Zeit etwa um 200 v. Chr. an den Armen zwei unterschiedliche Ringe, eine eiserne Gürtelkette und drei ebenfalls bronzene Fibeln, die ihr Kleid verschlossen. Das war damals eine übliche Kleidungsausstattung einer gehobenen Frau der keltischen Gesellschaft.
Derartige Fußringe mit mehr oder weniger dicken Buckeln waren in dieser Zeit sehr beliebt. Die Buckel wurden ab einer gewissen Größe hohl gearbeitet, vermutlich um Material zu sparen und die Ringe nicht zu schwer zu machen. In einigen Fällen – so auch bei unserem Exemplar – füllte man die Hohlstellen mit feinem Ton, den man innen sauber abstrich. Dies diente vielleicht dem Tragekomfort, damit die Ringe angenehm am Fußgelenk saßen. Dennoch dürften sie wohl manchmal etwas hinderlich gewesen sein. Abnutzungsspuren an einer Außenseite zeigen, dass die Ringe beim Tragen öfter aneinander stießen. Mit etwa 7 cm Innendurchmesser wurde der bronzene Fußring von einer eher zierlichen Dame getragen, die als Erwachsene verstarb. Wie alt sie genau wurde ist uns leider noch nicht bekannt.
Seit der Mensch Getreide anbaut, hat er es auch zermahlen. Die ersten Mahlgeräte bestanden dabei aus einem größeren, flachen Stein der auf dem Boden lag und einem kleineren, handlichen Stein, den man über die Mahlfläche führte. Zwischen den Steinen wurde das Getreide gequetscht und zermahlen. Eine sehr viel effektivere Methode wurde in Süddeutschland erstmals durch die Kelten eingeführt: übereinander liegende, runde Mühlsteine. Indem man den oberen Stein über den unteren drehte konnte man mit sehr viel weniger Aufwand sehr viel mehr Getreide mahlen.
Ein großes Stück eines solchen Mühlsteins wurde 2011 in der Trasse der Alpenstraße in den obersten Schichten einer Brunnenverfüllung gefunden. Der Brunnen wurde in keltischer Zeit, wohl im 6. Jahrhundert v. Chr. angelegt. Erst im 7. Jahrhundert n. Chr. dürfte die oberste Verfüllung des wohl noch als flache Grube vorhandenen Brunnenschachtes verfüllt worden sein. Dort hinein geriet eine Hälfte eines abgenutzten, zerbrochenen Mühlsteins. Im Sommer 2018 fand sich nun ca. 100m südöstlich der Fundstelle, an der Radebergerstraße ein weiteres Stück Mühlstein – wiederrum in der oberen Verfüllschicht eines Brunnens. Der Stein war deutlich gerötet, vielleicht im Feuer gelegen, aber ansonsten wirkte er sehr vertraut. Und siehe da – die Stücke passen zusammen! Wer weiß, wenn die Ausgrabungen auf dem benachbarten Feld weitergehen, findet sich vielleicht auch das fehlende Viertel noch.
Bei dem heutigen Fundstück handelt es sich um eine so genannte Zwiebelknopffibel aus vergoldeter Bronze. Das ist eine Gewandspange, die nach der Form der an Zwiebeln erinnernden Knopfenden ihren Namen bekam. Normalerweise besitzt sie immer drei solcher Enden, doch in unserem Fall ist der Zwiebelknopf an der Spitze verloren gegangen, man sieht lediglich das Loch, in dem er ursprünglich eingezapft war. Dabei handelt es sich um eine römische Fibelform der zweiten Hälfte des 4. – frühen 5. Jahrhunderts, die Soldaten oder anderen Amtsträgern der römischen Militär- oder auch Zivilverwaltung verliehen wurde. Doch fand sich diese Fibel keineswegs im Bereich einer römischen Fundstelle, sondern in einem Kindergrab aus dem frühen 6. Jahrhundert, das im Jahr 2001 nahe des Wasserturms in Aschheim gefunden worden war. Damit gilt sie als Altstück – aber was heißt das eigentlich? Wie kam ein Knabe im 6. Jahrhundert an eine 100-150 Jahre alte Gewandspange? Im Grunde sind zwei Szenarien denkbar: entweder er hat sie geerbt oder sie wurde gefunden. Leider klafft genau für die Zeit zwischen der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts und der Zeit um 500 eine Fundlücke hier in Aschheim – wir wissen also nicht, ob in dieser Zeit überhaupt jemand hier siedelte. Falls es sich also um ein Erbstück handelte, dürfte die Familie des Knaben dieses von woanders mitgebracht haben. Doch gut möglich, dass der Knabe die Fibel auch auf dem Acker fand. Im Sommer 2018 wurden Gräber aus der Mitte des 4. Jahrhunderts freigelegt - zu dieser Zeit lebten hier noch Angehörige des Römischen Reichs.
Sie war und ist ein echtes Schmuckstück – diese stark verzierte bronzene Nadel. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Lochhalsnadel mit Petschaftkopf aus dem Beginn der mittleren Bronzezeit, also der Zeit ca. um 1600-1500 v. Chr. Damals kannte man noch keine Fibeln (Gewandspangen), so verschlossen Frauen, die sich eine solche Nadel leisten konnten ihr Oberkleid mithilfe einer Nadel. Um das Farbenspiel zwischen Stoff und ursprünglich golden glänzender Bronzenadel möglichst effektvoll einsetzen zu können war der Nadelschaft gewellt. So konnte die Nadel mehrfach durch den Stoff gefädelt werden und gut und sicher halten. Als weitere Sicherung gegen Verlust besaß sie im oberen Drittel ein Loch – hier war sie wohl an der Kleidung angenäht. Feine Verzierungen auf dem flachen Nadelkopf, Kreise im oberen Teil des Nadelschaftes und Profilierungen entlang des gewellten Teils der Nadel gestalten das Schmuckstück vielfältig. Das Grab der Frau, aus dem sie stammt, war innerhalb eines Kreisgrabens angelegt worden, der einen Grabhügel einfasste. Dieses Grab wurde im Sommer 2018 im Bereich der Erweiterung des Bauma-Parkplatzes ausgegraben. Für Aschheim ist diese Nadel ein besonderer Gewinn, denn bislang waren keine sicher in die mittlere Bronzezeit datierenden Funde bekannt. Mit der Nadel und ein paar anderen Hinweisen wird nun klar, dass der Aschheimer Raum in der Bronzezeit durchgehend besiedelt war.
Dieser wertvolle Kamm mitsamt einem Futteral fand sich als Beigabe in einem Frauengrab der Mitte des 6. Jahrhunderts im frühmittelalterlichen Gräberfeld von Aschheim-Bajuwarenring. Gefertigt wurde er aus mehreren Platten, die aus den massiveren Partien eines Rothirschgeweihs gesägt waren. Sechs derartige Platten richtete der Kammmacher auf gleiche Größe zu, Schnitt aus den äußeren Platten Muster aus und passte sie Seite an Seite an. Mittig über die Platten legte er längliche Griffleisten, die durch Eisenniete verbunden, die Platten zusammen hielten. Aus diesem Basisstück sägte er nun die Zähnung heraus, wie kleine Einschnitte in den Griffleisten des Kamms belegen. Neben der groben Zähnung, die sich problemlos zum Haare kämmen eignet, sitzt auf der gegenüberliegenden Seite eine sehr feine Zähnung. Diese diente weniger der Haarordnung, sondern dem Auskämmen von Kopfläusen und Nissen. Mit dieser Kopfplage hatte man im frühen Mittelalter wohl häufig zu kämpfen. Da aber der Verlust der Haare durch Abschneiden oder gar eine Rasur des Kopfes auch bei Männern eine große Schande darstellte, musste man diesen Tierchen durch Auskämmen beikommen!
Der Kamm war durch eingeritzte Muster verziert, die wahrscheinlich noch durch Holzkohle schwarz gefärbtes Wachs betont wurden. Hier ist die Verzierung aus Halbkreisen und Punkten nur noch schwach auf den Resten des Futterals zu sehen, das den Kamm vor dem Ausbrechen einzelner Zähne schützen sollte.
Die gehenkelte Kanne fand sich als Grabbeigabe zu Füßen einer etwa um 600 n. Chr. verstorbenen Frau, die im Gräberfeld am Aschheimer Bajuwarenring beerdigt worden war. Dabei dürfte es weniger das Gefäß gewesen sein, das die Angehörigen der Verstorbenen mitgeben wollten, sondern eher dessen Inhalt. Solche Kannen dienten – wie heute auch noch – als Schankgefäße für Getränke. Die Beigabe von Speisen und Getränken ist im Südbayern des 6. und 7. Jahrhunderts allerdings eher selten zu beobachten, häufiger findet man diesen Brauch nördlich der Donau, in Südwestdeutschland und am Rhein. Betrachtet man die Kanne genauer, so fällt auf, dass es sich um ein auf der Drehscheibe gefertigtes Produkt von hoher Qualität handelt. Solche Keramik steht in spätrömischer Tradition und wurde im fränkischen Raum – z.B. im Rhein-Maingebiet hergestellt, nicht in Bayern. In Aschheim handelt es sich demnach um ein Importstück und war hier genauso fremd, wie der Brauch der Getränkebeigabe. Leider lässt sich nicht mehr feststellen, was sich in der Kanne befand. Da es sich für die Verstorbene sicher um ein besonderes Gefäß gehandelt hat, dürfte sie wohl auch mit einem besonderen Getränk gefüllt gewesen sein. Denkbar wären hier entweder Wein oder durchaus auch Bier – und das wäre dann gar nicht mehr so fremd.
Die gehenkelte Kanne fand sich als Grabbeigabe zu Füßen einer etwa um 600 n. Chr. verstorbenen Frau, die im Gräberfeld am Aschheimer Bajuwarenring beerdigt worden war. Dabei dürfte es weniger das Gefäß gewesen sein, das die Angehörigen der Verstorbenen mitgeben wollten, sondern eher dessen Inhalt. Solche Kannen dienten – wie heute auch noch – als Schankgefäße für Getränke. Die Beigabe von Speisen und Getränken ist im Südbayern des 6. und 7. Jahrhunderts allerdings eher selten zu beobachten, häufiger findet man diesen Brauch nördlich der Donau, in Südwestdeutschland und am Rhein. Betrachtet man die Kanne genauer, so fällt auf, dass es sich um ein auf der Drehscheibe gefertigtes Produkt von hoher Qualität handelt. Solche Keramik steht in spätrömischer Tradition und wurde im fränkischen Raum – z.B. im Rhein-Maingebiet hergestellt, nicht in Bayern. In Aschheim handelt es sich demnach um ein Importstück und war hier genauso fremd, wie der Brauch der Getränkebeigabe. Leider lässt sich nicht mehr feststellen, was sich in der Kanne befand. Da es sich für die Verstorbene sicher um ein besonderes Gefäß gehandelt hat, dürfte sie wohl auch mit einem besonderen Getränk gefüllt gewesen sein. Denkbar wären hier entweder Wein oder durchaus auch Bier – und das wäre dann gar nicht mehr so fremd.
Bei diesem kleinen Becher handelt es sich um ein wunderschön komplett erhaltenes Stück der frühen römischen Kaiserzeit, aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Er wurde auf der Drehscheibe hergestellt und sehr kontrolliert und hart gebrannt. Obwohl es sich hierbei wahrlich nicht um das beste Geschirr am römischen Töpfermarkt handelte, findet sich Ware dieser Qualität in Südbayern erst im späten Mittelalter wieder. Zwischenzeitlich war entweder das Wissen um diese Herstellung verloren gegangen oder man legte einfach andere Maßstäbe an die Ware.
Der kleine Trinkbecher fand sich in den Ablagerungen am Boden des 2013 in der Akazienstraße ausgegrabenen Brunnens mit teilweise erhaltener, hölzerner Brunnenverschalung. Dank der Holzerhaltung weiß man heute, dass der Brunnen zwischen 28 und 35 v. Chr. gebaut wurde. Da kaum Reparaturen feststellbar waren und man bei derartigen Brunnen aus Eichenholz von einer Lebensdauer von maximal 30 Jahren ausgeht, muss der Becher während der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts oder um dessen Mitte dort hineingestürzt sein. Man kann sich vorstellen, der Besitzer hatte ihn am Brunnenrand abgestellt, um sich mit dem geschöpften Wasser zu erfrischen. Ein Augenblick der Unaufmerksamkeit könnte dann dazu geführt haben, dass er von der Brüstung in den Brunnen fiel. Glücklicherweise landete er jedoch so, dass er ganz und damit bis heute erhalten blieb.
Eine Ahle oder auch ein Pfriem sind Werkzeuge die vor allem im Bereich der Lederverarbeitung benutzt werden. Mit einer Ahle sticht man zum Beispiel die Löcher einer Naht vor, die man im Anschluss mit Nadel und Faden zusammenfügt. Solche Werkzeuge gibt es bereits seit der Altsteinzeit. Früher waren sie aus Geweih, später dann aus Bronze und seit der Eisenzeit aus Eisen. In den meisten Fällen erhält sich lediglich der eiserne Einsatz der Ahle, der Griff war sehr häufig aus Holz und verging somit normalerweise über die Zeit.
Die hier gezeigte Ahle stammt aus einem Grubenhaus, das 2012 im Bereich der Ostspange ausgegraben wurde. Das Grubenhaus lag inmitten einer Vielzahl archäologischer Strukturen, die die letzten Zeugnisse des östlichen Ortsgebiets von Aschheim aus dem 6.-9. Jahrhunderts darstellten. Aufgrund der mit der Ahle zusammen aufgefundenen Keramik dürfte das Grubenhaus in das 7. Jahrhundert datieren. Grubenhäuser sind Arbeitshäuser, die nach Ausweis der in ihnen vorgefundenen Objekte entweder zur Textil-, Geweih-, Eisen- oder Lederverarbeitung genutzt wurden. Möglicherweise dienten sie auch als Werkstätten für mehrere Handwerke. Die Ahle verweist auf einen Lederverarbeiter, vielleicht einen Schuster, der hier tätig war. Erfreulicherweise war diese Ahle mit einem Griff aus Geweih versehen, der im hinteren Viertel feine geritzte Verzierungen aufweist. Aus diesem Material blieb er erhalten und mit ihm ein sehr schönes Beispiel eines frühmittelalterlichen Werkzeugs.
In gut ausgestatteten Frauengräbern des frühen Mittelalters (5.-8. Jahrhundert) finden sich immer wieder römische, ostgotische oder auch byzantinische Münzen, die, gelocht oder geöst, als Schmuck getragen wurden. In einigen Fällen arbeitet man dafür gar keine Münze um, sondern prägte ostgotische oder byzantinische Münzbilder lediglich einseitig als Abdruck in Goldanhänger. So auch im hier gezeigten Exemplar eines Anhängers aus einem Frauengrab des Aschheimer Gräberfeldes am Bajuwarenring. Der Anhänger zeigt die Vorderseite eines byzantinischen Solidus – der damals gängigen Goldmünze von 4,5 Gramm Gewicht – aus der Zeit zwischen 527-565 n. Chr. mit dem Kaiserportrait von Justinian I. Der Kaiser wird mit Diadem auf dem Kopf und reich verziertem Obergewand dargestellt. Um das Bildnis herum verläuft die Inschrift: D N JUSTINIANUS P P AUG. DN steht für lateinisch Dominus Noster (unser Herr) und ist eine Ehrenformel für den Kaiser, ebenso wie das PP = Per petuus (fortwährend) und AUG = Augustus (der Erhabene – ist die römische Bezeichnung für den Kaiser). Dadurch wird deutlich gemacht, wessen Bild hier dargestellt ist und auch wer für den Wert der Münze birgt. Als Münzabdruck steht aber wohl eine andere Bedeutung im Vordergrund – die Verehrung des christlich byzantinischen Kaisers. Ob dies allerdings bereits im Zusammenhang mit einem christlichen Glauben der Trägerin verstanden werden kann ist unsicher. Schmuck dieser Art war im späten 6. und frühen 7. Jahrhundert sehr beliebt und weit verbreitet, weshalb es auch möglich ist, dass sie Dame lediglich einer Mode gefolgt ist.
Bügelfibeln sind Gewandschließen des frühen Mittelalters und waren etwa vom 5. bis frühen 7. Jahrhundert in Mode. Die Vorderseiten dieser Schließen bestehen aus zwei flacheren Zierflächen, die mit einem Bügel verbunden sind, daher der Name „Bügelfibel“.
Dieses Paar stammt aus dem Grab eines Mädchens, das bereits im Alter zwischen 7 und 11 Jahren verstarb und auf dem großen Gräberfeld beerdigt wurde, das zwischen 1997 und 1998 am heutigen Aschheimer Bajuwarenring ausgegraben worden war. Für das frühe 6. Jahrhundert typisch lagen die Fibeln nicht an der Hüfte oder parallel zu den Oberschenkeln, sondern im Bauchbereich. Hier dienten sie entweder dem Verschluss eines Überkleides oder auch einer gürtelähnlichen Scherpe. Die Fibeln sind aus Silber gegossen und feuervergoldet. Die feinen schwarzen Dreiecke am Rand führte der Feinschmied in aufwendiger Niello-Technik aus. Hierbei wird ein Metallpulver hergestellt, in die Vertiefungen des Metalls gerieben und über Feuer eingeschmolzen. Solch aufwendige Schmuckstücke trug nicht jede Frau im damaligen Aschheim und schon gar nicht jede so junge Frau. Unsere Dame dürfte daher einer wohlhabenden Familie entstammen, die darauf achtete, dass auch im Tod der Status der Verstorbenen deutlich wird. Die Gestaltung der Fibel mit einem Widder-ähnlichem Tierkopfende und der vorderen Platte mit den beiden Durchbrüchen auf den Seiten verweist auf eine eher östliche Formtradition, die in ähnlicher Weise auch in Mitteldeutschland zu finden ist. Da derartige Stücke inzwischen aber auch in Süddeutschland recht häufig vorkommen ist man heute mit der Bezeichnung „thüringische Fibel“ etwas vorsichtiger geworden. Denn wo die Werkstätten für derartige Schmuckstücke sich befanden weiß man leider nicht.
Das Bild zeigt eine der ersten Fotopostkarten Aschheims aus dem Jahr 1898. Ältere Postkarten trugen keine Fotographien, sondern meist kolorierte Lithographien. Postkarten oder genauer gesagt Ansichtskarten kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf, erlebten ihren Aufschwung aber erst gegen Ende des Jahrhunderts. Durch den Ausbau der Eisenbahn war der Posttransport bedeutend schneller und günstiger geworden. Aber auch das Reisen wurde erheblich erleichtert und Ausflüge auf´s Land für die Stadtbevölkerung durchaus populär. Dies reizte dazu, aus den besuchten Orten eine „Gruß aus…“ Karte zu schicken, auf der der Ort mit wenigen Bildern charakterisiert wurde. Dabei ist es durchaus interessant, welche Ansichten und Gebäude die ersten Gestalter dafür auswählten. Häufig sind es die Kirchen, Schulen, Wirtshäuser und die Hauptstraßen, die hier erwählt wurden. Auch bei der Aschheimer Karte ist dies der Fall: links die Kirche St. Peter und Paul, mittig der „Schuster Wirt“, das Gasthaus Münchner Hof. Bei der Kirche handelt es sich noch um den spätgotischen, um 1480 errichteten Bau, der in den Jahren 1936/37 bis auf den Chorbereich abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde.
Mehr über die Geschichte der Aschheimer und Dornacher Höfe sowie charakteristische alte Ansichten derselben finden Sie in dem 2017 erschienenem Buch: Aschheim und Dornach in Bildern. Erhältlich in der Gemeinde (Kasse) und in der Bücherei zum Preis von 19,90 €. Ein ideales Weihnachtsgeschenk!
Dieser etwas sperrige Name beschreibt ein rundes, mittig leicht kegelförmig hochgezogenes Objekt, das aus einem eingerollten Kupfer- oder Bronzedraht besteht. Es stammt aus einem der sechs Gräber der frühen Bronzezeit (ca. 2200-1800 v. Chr.), die im Sommer diesen Jahres im Aschheimer Gewerbegebiet südlich der Klausnerstraße aufgedeckt wurden. Dabei handelte es sich um zwei Frauen, drei Männer und ein Kind, die hier vor 4000 Jahren ihre letzte Ruhe fanden. Es könnte sich um Mitglieder einer kleinen Familiengruppe handeln, die in den nahegelegenen Häusern gelebt hatte, deren Grundrisse ebenfalls aufgedeckt werden konnten. Eine der beiden Frauen trug während ihrer Bestattung eine Bekleidung mit aufgenähten Bronzeblechröhrchen, Bronzehütchen und ursprünglich wohl mehreren solcher Tutuli. Übrig blieb von diesen jedoch nur eines, denn relativ bald nach ihrer Bestattung holten sich Grabräuber einen Teil der wertvollen Gegenstände wieder. Ähnliche Funde mit gut erhaltenen organischen Resten der Bekleidung von anderen Fundorten zeigten, dass solche Tutuli mithilfe von Schlaufen in der Oberbekleidung der Frau eingedreht und so befestigt gewesen waren. Bedenkt man die ursprünglich rötlich-goldene Farbe der Kupferbronze und stellt sich einen ledernen Umhang vor, dann war das schon eine relativ auffallende Oberbekleidung, die an manch eine Modeausprägung der 1980er Jahre erinnern könnte…
Er ist kein Neufund, aber unbedingt beachtenswert: der prächtige Gürtel aus dem Grab eines besonderen Herrn, das bereits 1996 beim Bau des Kreisels Richtung Kirchheim aufgedeckt worden ist. Dieser Gürtel bestand aus einer eisernen Schnalle, die einen rechteckigen Beschlag besitzt, an dem der Lederriemen befestigt war. Mondförmige und dreieckige Beschläge dienten als Zieraufsätze des Gurtes. An ihnen waren teilweise auch schmalere Lederfortsätze befestigt. An jedem Ende dieser Nebenriemen befand sich eine kleine mit Messing und Silberdraht in Einlegearbeit verzierte Riemenzunge. Der Gürtel verschloss ein Gewand, dessen golddurchwirkte Borte den Herrn als zur damaligen Oberschicht gehörig ausweist – vielleicht war er eine Art früher Adliger.
Das Grab gehörte zu einer kleinen Gruppe, die nicht mehr auf dem Gräberfeld am heutigen Bajuwarenring beerdigt wurde, sondern vermutlich direkt neben der damaligen Dorfstraße. Dies verwundert, denn zu dieser Zeit – um 720/30 n. Chr. – würde man einen solch noblen Herrn an der bereits seit mehr als 100 Jahren bestehenden Aschheimer Kirche erwarten. Ob seine Familie dort nicht bestatten durfte oder es bewusst nicht wollte, können wir heute leider nicht mehr sagen. Sicher ist aber, dass dieser Herr ein Entscheidungsträger im damaligen Ortsgeschehen war und es derer wohl mehr als einen im damaligen Aschheim gab.
Bereits Anfang August fanden westlich der Radebergerstraße in Aschheim archäologische Ausgrabungen im Vorfeld der Bauerschließung statt. Gerechnet wurde hier mit Siedlungsspuren aus dem frühen Mittelalter (5.-8. Jahrhundert). Es kam allerdings ein wenig anders: neben ein paar Pfostengruben und der Spur eines flachen Grabens fanden sich sechs Körpergräber aus der Zeit des 4. Jahrhunderts. Aus dieser spätrömischen Zeit sind bislang in Aschheim nur spärliche Funde bekannt, weshalb die Gräber eine echte Bereicherung darstellen. Es handelt sich um Männer und Frauen, die auf dem bereits 2006 am Heimstettner Weg ausgegrabenen Landgut gelebt haben könnten. Unter diesen Gräbern befand sich auch dasjenige des hier gezeigten Mannes, der eine ungewöhnliche Totenbehandlung erfahren hatte. So war sein Grab wohl kurz nach der Bestattung noch einmal geöffnet, sein Schädel vom Hals getrennt und auf den Bauch gelegt worden. Eine Enthauptung zu Lebzeiten scheint aufgrund der fehlenden Hackspuren an den Wirbeln eher unwahrscheinlich, ist aber momentan noch nicht ganz auszuschließen. Ursprünglich besaß der Herr einen Umhang, der auf der Schulter mit einer bronzenen Fibel verschlossen war und einen Gürtel mit bronzener Schnalle. Die Fibel fand sich allerdings zwischen seinen Beinen (Foto) und seine Gürtelschnalle zu den Füßen. Weiterhin war dem Toten eine Katze oder ein kleiner Hund in die Grabgrube gelegt worden. Eine solche Totenbehandlung ist für die spätrömische Zeit unüblich und gibt momentan noch einige Rätsel auf.
Vor 40 Jahren kam Dornach zu Aschheim. Vormals eine eigenständige Gemeinde, hatte Dornach bereits 1937 seinen Ortsteil Riem an München verloren, da die Stadt ihn im Zuge des Flughafenbaus beanspruchte. In den 1970er Jahren beschloss die Staatsregierung eine Gebietsreform um größere und effektivere Verwaltungsstrukturen zu schaffen. Ein Teil dieser Maßnahme war die Zusammenlegung kleinerer Gemeinden zu größeren Einheiten. Zunächst war dabei angedacht Dornach nach München einzugemeinden, was heftigen Widerstand auslöste. Schließlich wollte Dornach ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf bleiben und nicht in die städtische Entwicklung einbezogen werden, wie sein ehemaliger Ortsteil Riem. Als weitere Lösung diskutierte man die Zusammenlegung mit Aschheim. Doch freiwillig wollten die Dornacher ihre Selbstständigkeit nicht aufgeben und wehrten sich auch mit juristischen Mitteln. Dennoch ordnete die Staatsregierung am 1.Mai 1978 die Zusammenlegung mit Aschheim an. Als Ausdruck der Enttäuschung über diesen Vorgang ließ die Gemeinde Dornach für jeden ihrer Bürger eine solche Medaille prägen und verteilte sie an alle Haushalte. Im Rahmen des 40 jährigen Jubiläums dieses Ereignisses ist eine Medaille nun auch im AschheiMuseum zu sehen.
Schlecht erging es den Dornachern jedoch bei Aschheim nicht - in einem freiwillig geschlossenen Eingemeindungsvertrag machte Aschheim ihnen weitgehende Zugeständnisse, so durften sie ihren Ortsnamen, das Bürgerhaus, die dörfliche Struktur sowie die Feuerwehr und die Sportvereine behalten.
Dieser kleine, nur etwa 13 cm hohe Kessel, fand sich in der Verfüllung eines frührömischen Brunnens an der heutigen Akazienstraße. Er wurde 2006 bei Ausgrabungsarbeiten im Vorfeld der Errichtung heute hier stehender Häuser gefunden. Der Brunnen gehörte zum Außenbereich eines römischen Landgutes, das sich vermutlich im Bereich der heutigen Hofstattstraße befand. Da im Norden von Aschheim das Grundwasser bis in die 1920er Jahre sehr hoch und der Brunnen recht lehmig verfüllt war, konnten sich einige Hölzer seiner Kastenkonstruktion erhalten. Mithilfe der Jahrringdatierung dieser Hölzer zeigte sich der Zeitpunkt seiner Errichtung etwa um 30 n. Chr. womit er zu den ältesten Spuren der römischen Zeit aus dem Aschheimer Raum gehört. Das Kesselchen war aus Bronze getrieben und besaß zwei Attaschen um einen Henkel zu befestigen. Eigentlich bevorzugten die Römer zu dieser Zeit gegossenes Bronzegeschirr. Ein getriebenes Kesselchen dürfte daher eher für die Herstellung in einem einheimisch-keltischen Umfeld sprechen und liefert damit einen Hinweis auf das Fortbestehen eben dieser Bevölkerung unter dem neuen, römischen Kultureinfluss. Zahlreiche Flickstellen am Boden des Kesselchens bezeugen eine lange Nutzung des wohl geschätzten Gefäßes. Eine der beide Attaschen war abgerissen – vielleicht war dies der Grund, warum es im Brunnen landete: Beim Wasserschöpfen riss der Henkel und das Kesselchen war im Brunnen verloren.
Er ist klein und etwas unscheinbar und doch steckt hinter unserem etwa 3 cm langen Anhänger vermutlich eine tiefe Symbolik. Leider begreifen wir sie bislang noch nicht wirklich. Der Anhänger wurde aus Geweih gefertigt, trägt fein geritzte Strichmuster und ist mittig durchbohrt. Den Abnutzungserscheinungen im Bohrloch zufolge wurde er wie ein Bügel oder Knebel getragen. Er fand sich im Grab einer Frau, die um 2500 v. Chr. etwas südlich der Geothermieanlage in Aschheim beerdigt worden war und ihn vermutlich als Amulett um den Hals getragen hatte. Man nennt diese Anhänger aufgrund ihrer Halbmondform heute gerne „Lunula“ Anhänger (nach lateinisch Luna= Mond bzw. lunula=kleiner Mond) obwohl völlig unklar ist, ob hier der Mond in irgendeiner Weise eine Rolle spielte.
Der verstorbenen Frau vom Ende der Jungsteinzeit – als man bereits Kupferwerkzeuge und –schmuck herstellte – war noch ein typischer, stark geschwungener Becher mitgegeben worden. Diese Becher gaben einer speziellen Gruppe ihren Namen, zu der auch unsere Frau gehörte: die so genannten „Glockenbecherleute“. Diese Gruppe fällt durch etwas andere Bestattungsgewohnheiten als die übrigen und die Beigabe dieser typischen Becher auf. Besonders dabei ist, dass man dieses Phänomen um 2500 v. Chr. nahezu in ganz Europa fassen kann. Vielleicht eine erste gesamteuropäische Glaubensgemeinschaft?
Gefertigt aus einem gut ausgesuchten Stück Plattenhornstein – oder Feuerstein, wie man auch dazu sagt – handelt es sich bei diesem Dolch um ein Meisterwerk steinzeitlicher Handwerkskunst. Für die Herstellung des Dolches wurde das passende Stück Feuerstein, das aus der Nähe von Landshut stammt, zunächst mit gezielten Schlägen grob in Form gebracht. Dann drückte der Steinschläger in Feinarbeit all die kleinen Kerben heraus, damit der Dolch seine jetzige Gestalt und seine feine, gegenständig gearbeitete Zähnung an den Schneiden erhielt. Setzt man bei dieser Feinarbeit sein Werkzeug – einen kleinen Drücker aus Geweih – nur einmal falsch an, ist der ganze Dolch nur noch Abfall. Nach gelungener Retusche, wie das feine Herausdrücken auch genannt wird, schliff man die flachen Seiten des Dolches ab, an denen sich noch Reste von Kalksinter der Oberfläche des Steins befanden. Ursprünglich war er einmal in einem Geweih- oder Holzgriff mit Hilfe von Birkenpech eingeklebt, so wie im zweiten Bild, an einer Replik zu sehen.
Unser Dolch stammt aus einem Grab vom Ende der Jungsteinzeit – aus der Zeit der so genannten Schnurkeramischen Kultur, die etwa zwischen 2600 und 2300 v. Chr. datiert. Ihren Namen verdankt diese Gruppe der Verzierungen ihrer Keramik durch Schnureindrücke.
Das Grab war 2008 während der archäologischen Arbeiten an der Aschheimer Ostumfahrung gefunden worden.
Er staunte nicht schlecht, der Baggerfahrer, der beim Einbauen des Frostschutzkieses in der Blombergstraße das halbierte Schwert aus dem Boden zog. So hätte diese Preziose aus der späten Bronzezeit (ca. 1200-800 v. Chr.) eigentlich nicht geborgen werden dürften – aufgrund der Halbierung und der Brandspuren stammte es sicher einmal aus einem Grab. In der späten Bronzezeit verbrannten die Menschen ihre Toten, lasen aus der Asche die Knochenreste aus und gaben diese, in einer Urne gesammelt in ein Erdgrab. Die Gräber hochrangiger Verstorbener wurden zudem überhügelt, um sie besonders hervorzuheben. Ein näherer Blick auf das Schwert, bringt die fein gearbeiteten, harmonisch gestalteten geometrischen Muster ans Licht, die den gesamten, komplett aus Bronze gegossenen Griff einnehmen. Zweifellos war es ein wertvolles Stück, das ein Verstorbener der damaligen High Society mit auf den Scheiterhaufen bekommen hatte. Vorher war es jedoch zerbrochen worden, vermutlich, damit es nur von den Toten, aber nicht mehr von den Lebenden genutzt werden konnte. Vom Totenfeuer leicht verschmolzen, war es vermutlich neben die Urne gelegt worden. Doch in einem Grab fanden es die Archäologen nicht, sondern leider nur im Kies, der aus dem Bereich der Fahrradunterführung zwischen Aschheim und Feldkirchen stammte. Hier fanden zwischen 2001/2002 keine archäologischen Untersuchungen statt. Ein Fehler, wie sich zeigt – zeugt doch das Schwert davon, dass hier ein besonderes Grab für immer verloren ging.
Als Fahrradfahrer ärgert man sich im Moment ein wenig über den gesperrten Pointweg in Dornach – doch der Straßenausbau hat auch wieder hervorragende Neuigkeiten ans Licht befördert. Bei den baubegleitenden archäologischen Ausgrabungen konnten zwei Brunnenschächte und zwei Gräber aus der keltischen Zeit, genauer aus der so genannten mittleren Latènezeit um 350-250 v. Chr. geborgen werden. Bei den Gräbern handelt es sich vermutlich um einen Mann und eine gut ausgestattete Frau, die hier im Bild gezeigt wird. Sie trug einen größeren, sehr gut gearbeiteten Bronzearming am linken Ellbogen und je einen Eisenring an beiden Handgelenken. Im Hüftbereich hielt eine geschmackvoll gestaltete Bronzefibel einen Teil ihrer Kleidung zusammen, während um das Becken eine eiserne Gürtelkette vermutlich ihr Kleid gürtete. Jene Kette bestand aus mehreren, ineinander geschmiedeten Achterkettengliedern und muss ursprünglich – silberfarben glänzend – sehr edel ausgesehen haben. Ganz ähnliche Grabausstattungen der gleichen Zeitstellung waren bereits 1999 im Bereich des heutigen Brunnenwegs und 1994 im Bereich des Dornacher Gewerbegebiets gefunden worden. Diese kleinen Bestattungsgruppen scheinen jeweils mit einer Häusergruppe oder einer Art Weiler zusammen zu hängen. Die beiden Toten vom Pointweg könnten gut in den Häusern gelebt haben, die 2012 im südlich gelegenen Feld, dem heutigen Kernweg, gefunden wurden. Ob diese Gehöfte in keltischer Zeit nun eine zusammenhängende Siedlung bildeten, ist nicht ganz klar. Sicher ist aber, dass die Kelten hier keinen gemeinsam genutzten Friedhof anlegten.